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296 Siebentes Buch.


Äste ab und wandelte sie so in eine handfeste Keule um. Auf diese Waffe gestützt, verfasste er folgendes kurze Gedicht:

Sieh! der unförmliche Stamm, den gestemmt auf dem Kopfe ich trage,
     Bald wird mannigem Kopf Wunden er bringen und Tod.
Nie eine Keule, genommen vom Baume mit Laube geschmücket,

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     Wird auf das gotische Volk fallen mit bösrem Geschick.

Ragende, knochige Nacken, die kräftigen, soll sie zerschmettern,
     Soll mit der Wucht aus dem Wald brechen die Schläfe am Haupt.
Sie, die die trotz’ge Verblendung des Landes soll dämpfen, die Keule,
     Wird, so wie keine noch je, Schweden verhängnisvoll sein.

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Knochen zerschlagend, geschwenkt über zuckende Glieder der Männer,

     Soll sie der Ruchlosen Haupt treffen mit wuchtigem Hieb,
Schlagen in Trümmer das Haus von Verwandten, vergiessen Mitbürgers
     Blut und verderbliche Pest sein für der Heimat Gebiet.

Nach diesen Worten fiel er den Siwald mit seinen sieben Söhnen an, brach ihre scharfen Kräfte mit der vorzüglichen Masse der Keule und überlieferte sie dem Verhängnis.

Zu der Zeit kam ein gewisser Harthbenus aus Helsingia, raubte die Töchter von Königen und hielt es für eine Ruhmesthat, sie zu entehren; er erschlug jeden, der ihm in seinem Liebesgenusse hindernd in den Weg trat; erlauchte Beute nahm er lieber als niedrige und erachtete sich für um so berühmter, je glänzenderen Beischlaf er durch Gewalt erlangen konnte. Keiner entging der Strafe, der sich herausnahm, sich in der Tapferkeit mit ihm zu messen. So gross war sein Körper, dass seine Länge sich über das Maass von neun Ellen ausdehnte. [223] 223Seine Genossen waren zwölf Kämpen, deren Aufgabe es war, mit Hilfe von Fesseln dem Antriebe seiner Raserei zu wehren, wenn ihn die Wut, die Vorläuferin des Kampfes, befiel. Von ihnen wurde Haldan aufgefordert, den Harthben und seine Kämpen Mann für Mann zu bestehen; er sagte nicht nur den Kampf zu, sondern verhiess sich auch mit grossem Selbstvertrauen in seinen Worten den Sieg. Als Harthben das vernahm, befiel ihn plötzlich ein Anfall von Raserei; er zerriss mit scharfen Bissen den Rand seines Schildes, sandte fortwährend feurige Kohlen in seinen Magen, liess brennende Funken, die er in den Mund steckte, sich tief in den Leib senken, lief durch prasselnde, gefahrdrohende

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_306.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)