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VI. Ingell, Starkather. 285


aber ist in der sapphischen Strophe abgefasst; wenn er Horatius einsah, boten ihm allerdings wohl Oden in anderen Versmassen mehr Verwandtes, immerhin fand er aber doch auch einiges in der in demselben Metrum abgefassten Ode II, 16, und gerade aus dieser stammt das nicht ganz richtige Citat tenui salino (21010). (Aus Horatius stammen vielleicht auch manche Worte dieses Gedichtes, wie: albicare, amphora, cantharus, conchylia, cyathus, cutis cura, diota, rapulum u. a. m., vielleicht hat auch I, 22 Anregung gegeben zu 21119–26). Saxo dichtete also das Lied um in der sapphischen Strophe, vielleicht auch, wie in den stilistischen Untersuchungen besprochen werden wird, um in der Verskunst über Martianus Capella hinauszugehen; nur für den Schluss behielt er den Hexameter bei in dem ganz richtigen Gefühle, dass für diesen Teil, den Höhepunkt des Liedes, der feierliche Ton geeigneter sei; von den Strophen schied er die Hexameter durch eine Darstellung in Prosa, eine Darstellung des Sinneswechsels, der in Ingell vor sich geht, nicht zum Vorteile der Sache; an Stelle seiner gewundenen Reflexionen sähe man lieber eine packende scenische Vorführung des Inhaltes von 21314–20; die Zeilen 21–35 sind überflüssig, die letzten der Seite mit ihrem „quo peracto“ sind geradezu störend.

Von den Bruchstücken gehören nun drei der ersten Bearbeitung des Liedes an, und zwar entspricht das 1. den Versen 20921–32, 2095–8 und 20831–34, das 4. zum Teil den Versen 20524–27, das 5. zum Teil wörtlich, der Strophe 20917–20. Die übrigen sind „Studien“ zu andern Starkather-Liedern, nämlich das 2. sollte vielleicht ursprünglich eine Stelle erhalten hinter 27127 und einen Gegensatz dazu bilden, dass die Helden der alten Zeit zu Fuss kämpften, erinnert aber auch, mit Ausnahme des Renners, an das Helga-Lied 1926–8; das 3. gehört als „Studie“ zu einem St.-Liede, das Saxo schliesslich in Prosa gegeben hat, nämlich von dem Kampfe für Helgo und Helga mit den neun Brüdern und ist gedacht als Schilderung des Büttels 19729–38; in dieser Beleuchtung erscheint auch das discere der ersten Ausgabe ganz berechtigt, nämlich in der Bedeutung „etwas zu erlauschen fürs Gericht“, entsprechend den Worten der Prosa 19737: ut omnium actus insidiosae explorationis arte cognoscat; auch sonst stimmt das Bruchstück mit der Prosa überein, nur Vers 7 will sich nicht recht fügen. Das 6. Bruchstück gehört offenbar dem Todesliede als anderer, bei Seite gelegter, Versuch an: der erste Vers entspricht ungefähr 2734–7, die beiden andern gehören in die Reihe von 27318–27, alle drei sind auch in der prosaischen Einleitung zu dem Liede 26824–28 verwendet.

Wie kommen nun diese Verse hierher? Dass Saxo sie nicht dahin gesetzt hat, bedarf wohl keiner weiteren Erörterung; es genügt der Hinweis, dass er weder diese zum Teil nichts Neues, zum Teil Ungehöriges bietenden Verse für notwendig gehalten haben kann, noch sich den schönen Abschluss durch 21428/29 hat verderben können. Das Vorhandensein dieser Verse, die jetzt für uns sehr interessant sind, weil sie uns einen Einblick mehr

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_295.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)