Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus Teil I Bücher VI-IX | |
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VI. Ingell, Starkather. | 279 |
Keiner, der aufrichtig die Vorzeit ehrte,
Stellte je zum Krug den geschliffnen Römer,
Und nicht türmten hoch die geputzten Diener
Nicht mit Schälchen fein, noch mit blankem Becher
Schmückte einst sein Mahl wie ein Narr der Hausherr;
Jetzt hat neuer Brauch in verruchter Frechheit
Alles vernichtet.
Dass man Geld ihm bot für ein Glied der Sippe?
Heischte je ein Held für den Tod des Vaters
Geld von dem Mörder?
Wer als mächt’ger Erb’ oder tücht’ger Sprössling
Nähme doch dem Mann seine besten Kräfte
Böse Gesellschaft.
Also: wo man singt von der Kön’ge Thaten,
Wo das Lied laut tönt von der Fürsten Siegen,
[211] 211Berg’ ich mir voll Scham mit dem Kleid das Antlitz,
Traurig im Herzen,
Weil von Dir kein Werk sich den Augen bietet,
Was des Sängers Mund möcht’ im Liede preisen;
Unter den Helden.
Was verzehrst Du mich mit den scheelen Augen,
Der den Feind Du ehrst, der erschlug den Vater?
Nur allein für Brot und für warme Brühe
Wo der Preis laut schallt von der Blutschuld Rächern,
Wünsche taub zu sein Du auf beiden Ohren,
Sonst muss tief in Scham Dir der Sinn versinken,
Wenn Dich ein Ton trifft.
Die der eignen Schuld sich bewussten Herzen,
Und des Guten Preis wird zu Pein und Plage
Schändlichem Sinne.
Magst Du gehn zum Ost, oder magst entfernt Du
Oder magst hinziehn nach der Länder Mitte
Rasch Du von dannen,
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_289.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)