Seite:Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus 272.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
262 Sechstes Buch.


übermannte ihn, während er in seinem Sinne die nahe Gefahr hin und her überlegte, unbemerkt heranschleichend der süsse Schlummer, und er sank schlaftrunken wieder auf das Lager. Als Starkather beim ersten Morgengrauen herzutretend ihn schlafend in den Armen seiner Gemahlin liegen sah, da wollte er ihn nicht durch lästiges, störendes Schütteln aus der tiefen Ruhe aufscheuchen; man sollte nicht meinen, dass er aus Feigheit das Geschäft des Weckens sich anmasse und eine so junge und süsse Verbindung störe. Er hielt es also für ruhmvoller, allein die Gefahr aufzusuchen, als sich einen Gefährten zu holen durch eine Störung des Vergnügens des andern. Schweigend also setzte er seinen Fuss rückwärts und schritt nach dem Felde, das in unserer Sprache Roliung heisst, mit Verachtung seiner Gegner; er suchte sich einen Sitz am Abhange eines Hügels und gab sich den Winden und Schneeflocken preis. Dann legte er das Kleid ab, gleichwie wenn ein Frühlingslüftchen ihn anwehe und suchte sich die Flöhe ab. Auch den purpurgefärbten Mantel, den ihm jüngst Helga geschenkt hatte, warf er über einen Dornbusch; es sollte nicht heissen, dass er gegen die aufschlagenden Hagelkörner zu dem Schutze der Kleider gegriffen habe. Da kamen die Kämpen und gingen an den Hügel an der andern Seite heran, und indem sie einen vom Winde abgekehrten Sitzplatz sich suchten, verscheuchten sie die Kälte durch ein angezündetes Feuer. Endlich, als sie den Starkather nirgends erblickten, schickten sie einen auf die Spitze des Hügels, der wie von einer Warte aus seine Ankunft deutlich sehen sollte. Als der auf dem Gipfel des hohen Hügels ankam, da sah er auf der abfallenden Seite desselben den Alten, bis zu den Schultern von dem fallenden Schnee bedeckt. Er fragte ihn, ob er der sei, der den Kampf durchzufechten sich anheischig gemacht habe, und als Starkather sagte, er wäre der, da kamen auch die andern hinzu und fragten, ob er sie alle zusammen oder jeden einzeln bestehen wolle. Er aber sagte: „Wenn mich ein Rudel Hunde zudringlich ankläfft, so pflege ich sie alle zusammen, nicht einzeln, fortzujagen.“ Indem er so zu erkennen gab, dass er lieber mit allen zusammen, als mit jedem

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_272.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)