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VI. Helgo, Starkather. 261


die gegen ihn stehen sollten, unbestimmt gelassen habe. Als Starkather Ort und Zeit des Kampfes vernahm, hörte er nicht allein die Bitte gnädig an, sondern tröstete ihn durch die Zusage seiner Hilfe und hiess ihn mit seinem Gefolge nach Dänemark zurückkehren; er werde auf einem unbekannten kürzeren Wege dahin nachkommen. Helgo ging weg, Starkather begann nach einigen Tagen seinen Marsch und, wenn man der Sage glauben darf, hat er mit windschnellem Schritte so viel Raum in einer Tagereise durchmessen, wie die vorauf Gehenden in zwölf Tagen zurückgelegt hatten, so dass beide, zufällig auf ihrem Gange zusammenstossend, zu ein und derselben Zeit ihr Ziel, die Wohnung des Ingell, erreichten. Als hier Starkather wie ein Diener an den mit Gästen besetzten Tischen vorüberschritt, da stiessen die obenerwähnten Neun mit hässlichen Gebärden wilde Töne aus und sprachen sich, wie Schauspieler hin und herlaufend, gegenseitig Mut zu für den Kampf. Einige erzählen, dass sie den kommenden Kämpen wie wütende Hunde angebellt hätten. Starkather schalt sie, dass sie sich durch Entstellung ihres Antlitzes ein lächerliches Aussehen gäben und Unfug trieben mit aufgeblasenen Backen und aufgesperrten Mäulern; denn so führe liederliche Weichlichkeit von Leuten, die zu Weibern geworden wären, ihre ausschweifende Zügellosigkeit zur Schau. Als er gefragt wurde, ob er Mut habe zum Kampfe, antwortete er: nicht nur einen, sondern beliebig viele gegen ihn gepaart zu bestehen habe er die sichere Kraft. Als die Neun das hörten, begriffen sie, dass der es sei, der, wie sie vernommen, aus der Ferne dem Helgo zur Unterstützung kommen solle. Starkather übernahm freiwillig die Wache, [196] 196um das Gemach der Braut mit aufmerksamer Hut zu sichern; er verschloss die zugezogenen Thüren des Schlafgemachs anstatt des Riegels mit seinem Schwerte, um der Hochzeit durch seine Wache eine ungestörte Ruhe zu verschaffen. Als Helgo erwachte und den schweren Schlummer von sich schüttelte, da dachte er an seine Zusage und wollte sich wappnen; da er aber sah, dass das Dunkel der Nacht noch nicht ganz geschwunden war, und da er die Zeit der Dämmerung abwarten wollte,

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_271.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)