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VI. Starkather, Helga, Ingell, Helgo. 259


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Alle umfasset dasselbe Gewerbe, doch drunter die Herzen

Scheidet verschiedener Sinn: die Besten, nach meiner Entscheidung,
Sind, die die Schwerter und Speere den Mutigen schmieden zum Kampfe,
Die mit der Kunst kund geben den Sinn, dass die Härte des Herzens
Klar wird im stahlharten Werk, die den Mut mit der Arbeit bezeugen.

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Andere sind, die das Erz herlangen aus hohler Kapelle,

Aus dem geschmolzenen Golde die buntesten Formen zu bilden,
Welche die Stufen des Erzes zerlassen und nochmals zerschmelzen;
Diesen jedoch gab weicheren Sinn die Natur, und die Hände,
Denen sie treffliches Kunstgeschick gab, hat durch Furcht sie geschwächet;
Solche verstehen mit List, wenn die Glut, die der Windzug erreget,

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[194] 194Schmelzet das Erz in dem Ofen, geschickt aus dem Fluss zu entwenden

Brocken des Goldes; dann schreit nach gestohlenen Stücken der Tiegel.

Nach diesen Worten ging Starkather, eben so erfreut über sein Gedicht wie über seine That, zurück zu Haldan und wurde sein nächster Vertrauter im Gefolge; nie stand er von Kriegsübung ab, so dass er seinen dem Genusse abgewandten Sinn mit beständiger Anstrengung in den Waffen in Bewegung erhielt.

Es hatte aber Ingell zwei Schwestern, Helga und Asa von denen Helga im mannbaren Alter stand, Asa aber jünger an Jahren und noch nicht reif für die Ehe war. Da ging der Norweger Helgo mit dem Wunsche, sich die Helga zur Frau zu holen, in See. Seine Meerfahrt hatte er mit solcher Pracht hergerichtet, dass er mit Gold geschmückte Segel verwandte, die an ebenfalls vergoldeten Masten hangend durch purpurfarbene Taue befestigt waren. Als er ankam, versprach Ingell ihm seinen Wunsch zu erfüllen, falls er es wage, die ihm entgegengestellten Kämpen zu bestehen, um seinen Ruf durch eine Probe wahr zu machen. Helgo liess sich durch die Bedingung nicht anfechten und versprach, sich sehr gern der Abmachung zu fügen. So wird denn in feierlichem Verlobungsakte der Verspruch des zukünftigen Ehebundes vorgenommen. Zu derselben Zeit, berichtet die Sage, waren auf der Insel Seeland neun Söhne eines Herzogs herangewachsen, ganz besonders stark und kühn, deren ältester Angaterus war. Da dieser sich ebenfalls um das Mädchen bewarb und nun sehen musste, dass die ihm verweigerte Frau dem Helgo versprochen war, so forderte er ihn zum Zweikampfe heraus,

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_269.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)