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242 Sechstes Buch.


unterwegs war, wurde er an das Ufer einer unbekannten Insel getrieben. Hier wurde er durch die Mahnung einer Traumerscheinung angewiesen, einen in der Erde verborgenen Schatz zu heben und dessen Wächter, den Drachen, um das Gift zu meiden, durch eine Stierhaut gedeckt anzufallen; er wurde auch belehrt, den Bissen der giftigen Zähne ein über den Schild gespanntes Fell vorzuhalten. [181] 181Um das Traumgesicht zu erproben, griff er die aus den Wogen auftauchende Schlange an und schleuderte lange ergebnislos seine Speere nach der schuppenbedeckten Seite; denn des Speeres spottete der schaltierharte Leib. Der Drache selbst aber wand sich vielfach und riss mit der kreisförmigen Beugung seines Schwanzes die Bäume auf seinem Wege mit der Wurzel aus; durch das Vor- und Rückwärtsschieben des Körpers wurde der Erdboden bis auf den Felsen ausgehöhlt, und er bildete auf beiden Seiten eine steile Lehne, wie wir an manchen Orten zwei Hügel gegenüber durch ein Thal dazwischen getrennt sehen. Da nun Fridlew erwog, dass dem Oberteile des Tieres nicht beizukommen war, so versuchte er das Unterteil mit dem Schwerte, durchstach eine Stelle der Weiche und liess das Eiterblut des zappelnden Drachens hoch aufspritzen. Als er tot war, hob er den Schatz aus der Höhle und liess ihn zu Schiffe heim führen.

Nachdem ein Jahr vergangen war, söhnte er Biorn und Ano, die noch öfter im Zweikampfe gekämpft hatten, durch seine eifrige Bemühung mit einander aus und bewog sie, Hass mit Freundschaft zu vertauschen; ihnen überliess er auch die Aufziehung seines drei Jahre alten Sohnes. Seine Nebenfrau Juritha aber, die Mutter des Olaw, verheiratete er mit dem in sein Gefolge aufgenommenen Ano; denn er meinte, sie würde die Scheidung ruhiger ertragen, wenn sie, mit diesem Kämpen vermählt, an Stelle eines Königs einen tüchtigen Mann umarme.

In alter Zeit herrschte die Sitte, über das zukünftige Los der Kinder die Orakel der Parcen zu befragen. Nach diesem Brauche wollte auch Fridlew das Geschick des Sohnes erkunden; er that also feierliche Gelübde und betrat unter

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_252.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)