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240 Sechstes Buch.


ihn fort. Frohlockend über diese Siegesbeute und bei der Überfahrt übers Meer den befreiten Jüngling als Ruderer verwendend, dichtete er noch mit froher Stimme dieses Lied:

Triefend von Strömen des Bluts und rot, wie von Purpur gefärbet,
Schwangen wir kühn unser Schwert bei des hurtigen Riesen Erlegung,

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Währenddes Dich, Amund, den Stifter norwegischen Unheils,

Bleierner Schlummer umfing; weil raubend die Helle des Geistes
Blendende Nacht Dich gedrückt, entschwand Dir unmerklich die Thatkraft.
Aber wir haben dem Riesen genommen die Glieder, die Schätze,
Schlugen ihn nieder, durchforschten das Dunkel der scheusslichen Höhle;

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Gold, das in Haufen hier lag, wir rissen es fort ohn’ Erbarmen,

Und schon peitschen wir nun mit dem Ruder die Wogen des Meeres,
Führen das Schiff, das mit Beute beladne, zurück zum Gestade
Jubelnd zum Schlage des Ruders; auf meerdurchschneidendem Fahrzeug
Laufen wir hin durch die Flut; auf! lasset das Meer uns durchfurchen,

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Rührig, damit uns dem Feinde der kommende Tag nicht verrate.

Also im Fluge, das Ruder geschwungen von kräftigen Armen,
Fahren wir hin durchs Meer und eilen zurück zu der Flotte,
Eh’ noch sein rosiges Haupt aus den Wellen erhebet der Titan.
Wenn dann Fama die That allen Völkern verkündet, und Frogerth

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Hört, welch’ herrliche Beute mit trefflichem Mut wir erkämpfet,

O! dann schlägt auch ihr Herz gunstvoll meiner Werbung entgegen.

Am folgenden Tage fiel unter starkem Aufeinanderprallen der Truppen eine blutige Schlacht zwischen Fridlew und Amund vor, die teils zu Lande, teils auf dem Meere ausgefochten wurde. Denn auf dem Lande wurden die Reihen entfaltet, aber auch auf die Flotte waren die Streiter gegangen. Als so unter grossem Blutverluste gekämpft wurde, liess schliesslich Biorn, als die Schlachtordnung der Seinen wankte,[180] 180seinen Hund von der Leine und hetzte ihn auf den Feind; den Sieg, den er mit dem Schwerte nicht erringen konnte, wollte er durch die Bisse des Hundes erlangen. Das schuf den Gegnern eine schmachvolle Niederlage, denn eine Schar von Tapferen floh, als sie mit Bissen angegriffen wurde. Ob ihre Flucht mehr Verlust oder mehr Schande brachte, lasse ich unentschieden. Schämen musste man sich über das Heer der Normannen, welche der Feind mit erborgter Hilfe eines Tieres niederwarf. Für Fridlew war es ein Gewinn, die wankende Tüchtigkeit seiner Mannen durch die Unterstützung

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_250.jpg&oldid=- (Version vom 10.5.2022)