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VI. Fridlew. 237


Knechten, denen die unfeineren Verrichtungen oblagen. [177] 177Wenn es zur Mahlzeit ging, sass er als letzter am Tische. Er hütete sich ferner vor einem Bade, um nicht den Körper entblössen zu müssen und sich durch seine zahlreichen Narben zu verraten. Der König zwang ihn, um mit seinem Verdachte ins klare zu kommen, zum Bade, und als er seinen Feind an den Narben erkannte, da sagte er: „Ei, Du schurkischer Bandit, wie würdest Du mir gegenüber verfahren, wenn Du unwiderleglich erführst, dass ich dich töten wollte?“ Verblüfft entgegnete Hiarn darauf: „Ich würde Dich, wenn ich Dich auf einer solchen Absicht ertappte, zum Zweikampfe herausfordern, damit Du gute Gelegenheit erhieltest, die Beschuldigung als falsch nachzuweisen.“ Fridlew forderte ihn sofort nach Weisung seiner eignen Antwort zum Zweikampfe und streckte ihn nieder; er begrub den Leichnam in einem Grabhügel, der noch seinen Namen meldet.

Nunmehr wurde Fridlew von seiner Umgebung gemahnt, sich nach einer Frau umzusehen, um Nachkommen zu erzielen; er aber sagte nach dem Vorbilde seines Vaters, Junggesellenleben sei besser, weil dem Frotho die Untreue seiner Gemahlin einen hässlichen Schandflecken angeheftet hätte. Schliesslich gab er aber den unablässigen Bitten aller nach und liess durch Abgesandte um die Hand der Tochter des norwegischen Königs Amundus werben. Einer von den Abgesandten, Fröko[1] mit Namen, fand während der Überfahrt in den Wellen seinen Tod und gab im Sterben ein wunderbares Vorzeichen: als ihn nämlich der zusammenschlagende Wogenschwall verschlang, da stieg Blut herauf mitten aus dem Strudel und färbte die ganze Oberfläche des Meeres mit einer ihm fremden Röte derartig, dass das soeben noch schäumende und vom Sturm weiss erglänzende Meer jetzt in purpurroten Fluten aufwallend eine seiner Natur nicht zukommende Farbe erhielt. Amund aber wies das Verlangen der königlichen Werbung unerbittlich zurück; die Abgesandten behandelte er


  1. Nach Detter-Heinzel, PBB 18559, war der ursprüngliche Name Frekasund ,Wolfssund‘, also eine Übersetzung von Wülpensand ‚Strand der Wölfin‘ [vgl. aber Schröder Z f d A 43303].
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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_247.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)