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VI. Hiarn. 231


noch über die überlieferte Vergeltung Cäsars[1] hinaus. Denn der hochselige Julius begnügte sich damit, einem Darsteller und Verherrlicher seiner Siege auf dem ganzen Erdkreise mit dem Bürgerrechte zu beschenken, hier aber reichte einem Bauern die verschwenderische Erkenntlichkeit eines Volkes die Herrschaft. Auch Afrikanus[1] hat in der Vergeltung der Darstellung seiner Thaten die [173] 173Dänen an Grossartigkeit nicht erreicht. Denn dort bestand der Lohn für das mühsam ausgearbeitete Werk in einfachem Golde, hier verschafften einige wenige ungelenke Verse einem Bauern ein Scepter.

Zu derselben Zeit erlag Erik, der die Verwaltung von Schweden führte, einer Krankheit. Sein Sohn Haldanus, der das Amt des Vaters übernahm, wurde durch wiederholte Angriffe von zwölf Brüdern, die aus Norwegen stammten, in Schrecken gesetzt, und da er keine Rache für die Misshandlung fand, begab er sich in der Hoffnung auf Unterstützung auf die Flucht, um zu Fridlew zu gelangen, der damals in Russland verweilte. Er ging ihn mit schutzflehender Miene an und klagte ihm, dass er von einem auswärtigen Feinde gebrochen und zerschlagen sei und trug ihm so eine traurige Klage über seine Vergewaltigung vor. Durch ihn erfuhr Fridlew erst, dass sein Vater gestorben war; er gewährte ihm seiner Bitte entsprechend Unterstützung und rückte mit einer bewaffneten Schar nach Norwegen. Zu dieser Zeit hatten die zwölf Brüder, weil ihr Anhang von ihnen abfiel, auf einer Insel, die von einem reissenden Strome umflossen wurde, einen sehr hohen Wall gebaut und eine sehr ausgedehnte Erdschanze auf dem ebenen Raume errichtet; auf diesen Rückhalt gestützt, hatten sie ihre Nachbarn mit fortgesetzten Verheerungszügen heimgesucht. Wenn sie ihre Insel verliessen, so gingen sie nach dem Festlande über eine künstliche Brücke, die sich an ein Thor der Schanze anschloss,


  1. a b Die Quelle für beides ist nicht Cicero pro Archia, sondern Valerius Maximus (8, 14, 1 u. 3). Saxo hat irrtümlich Cäsar für Pompeius eingesetzt und denkt sich die Statue des Ennius golden; hätte er Cicero benutzt, würde er schwerlich das e marmore übersehen haben.
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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_241.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)