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Sechstes Buch.

[172] 172Als Frotho gestorben war, glaubten die Dänen fälschlich, Fridlewus, der in Russland erzogen wurde, sei tot, und da die Herrschaft aus Mangel an einem Erben zu hinken und nicht im königlichen Stamme bleiben zu können schien, so meinten sie, der sei des Scepters am würdigsten, der zur Verherrlichung des Frotho für seinen frischen Grabhügel ein Lobgedicht verfasse und den Ruhm des verstorbenen Königs durch eine glänzende Aufschrift auf die Nachwelt fortpflanze. Da verfasste ein gewisser Hiarnus, der in dänischer Poesie sehr geschickt war, um dem berühmten Manne ein leuchtendes Denkmal in Worten zu weihen, auch angestachelt durch den grossen Preis, nach seiner Weise ein Gedicht in der Landessprache. Dessen Sinn habe ich in vier Versen ausgedrückt und folgendermassen umschrieben:

Auf ihren Schultern gebart, langhin durch die Lande die Dänen
Trugen den Frotho, wie gern sähn sie noch länger den Herrn!
Hier ruht unter dem Rasen gebettet die Leiche des Helden,
Unter des Himmels Gewölb deckt sie ein schmuckloses Grab.

Nach Abfassung dieses Gedichtes haben die Dänen seinen Verfasser mit der Krone gelohnt. So wurde von ihnen eine Grabschrift mit der Herrschaft bezahlt und das grosse Reich um einer Reihe von wenigen Buchstaben willen geschenkt. Eine so geringe Aufwendung nur beanspruchte ein so grosser Lohn. Dieser ganz unerhörte Preis für ein kleines Gedicht ging

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_240.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)