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V. Frotho III. 227


würde. Er baute vor, dass nicht, wo der Krieg aufhörte, das Land eine Seuche aus den Bürgern verzehre oder nach dem Frieden nach aussen Unredlichkeit im Innern ihr Wesen habe. Schliesslich liess er in Jütland, als dem Haupte seines Reiches, eine schwere goldene Kette auf einem Kreuzwege aushängen, um durch die Lehre an einer so schönen Beute ein Zeugnis der von ihm befohlenen Redlichkeit zu geben. Ihre Lockung stachelte zwar unredliche Köpfe und brachte böse Geister in Versuchung, aber die Furcht vor der zweifellosen Gefahr überwog. So gross war die Achtung vor der Hoheit des Frotho, dass sie sogar das Gold, das einem Raube preisgegeben war, wie unter festem Verschlusse liegend schützte. [170] 170Dieses Wunder schuf seinem Urheber gewaltigen Ruhm. Nachdem er weithin Gemetzel angerichtet und überall glänzende Siege erfochten hatte, beschloss er, allen Ruhe zu geben, damit der süsse Friede an die Stelle des wilden Krieges trete, und das Ende des Mordens der Anfang des Heils sei. Jedoch auch die Güter aller sicherte er deshalb hauptsächlich durch den Schutz seines Befehls, damit nicht das zu Hause einen Räuber fände, was nach aussen keinen Feind gehabt habe.

In dieser selben Zeit gewann es unser aller Heiland über sich, menschliche Gestalt anzunehmen und in die Welt zu kommen, um die Menschen zu retten, als nun schon die Länder des holden Friedens sich erfreuten, und die Kriegsbrände erloschen waren. Man glaubt, dass dieser weit ausgebreitete Friede, der überall gleich und an keiner Stelle des Erdreiches unterbrochen war, nicht sowohl einer irdischen Herrschaft als der göttlichen Geburt gedient habe, und dass vom Himmel gefügt sei, dass die ungewohnte Ruhe, welche die Zeit schenkte, die Gegenwart des mächtigen Schöpfers der Zeiten bezeuge.

Während dem trieb eine alte Frau, eine Zauberin, die mehr Vertrauen auf ihre Kunst hatte, als Furcht vor der Strenge des Königs, ihren Sohn zu der Lust an, die Beute verstohlen zu holen; sie verhiess ihm Straflosigkeit, da ja Frotho an der Schwelle des Grabes stehe und mit seinem
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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_237.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)