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V. Frotho III., Erik. 217


Vermehrung des Besitzes pflegt immer die Habgier zu wachsen. Da die Norweger keine Hoffnung auf Abwehr sich machen konnten und das Zutrauen zum Widerstand im Kampfe verloren hatten, so beschlossen sie grösstenteils nach dem Gebiete von Halogia zu fliehen. Auch die Jungfrau Stikla entwich aus dem Vaterlande, um sich ihre Keuschheit zu erhalten; sie wollte lieber in Kriegen umhergetrieben werden, als sich unter das Joch der Ehe beugen.

Inzwischen verschied Aswit an einer Krankheit und wurde mit Hund und Pferd in einer Erdhöhle beigesetzt. Mit ihm liess sich Asmund wegen seines Freundschaftseides lebendig begraben, es wurde aber auch Speise hineingebracht, von der er leben sollte. Und schon stiess Erik, nachdem er mit dem Heere das Bergland durchzogen hatte, zufällig auf den Grabhügel des Aswit. Die Schweden glaubten, es seien Schätze darin und schlugen mit Hacken den Hügel auf; da öffnete sich vor ihren Augen eine Höhlung von grösserer Tiefe, als sie angenommen hatten. Um diese zu durchsuchen, musste einer, umwunden mit einem hangenden Stricke, hinunter gelassen werden. Durch das Los wurde einer aus den gewandtesten jungen Männern ausgewählt; als Asmund ihn in einem Korbe, der an dem Stricke hing, herabkommen sah, da warf er ihn aus dem Korbe und stieg flugs selbst hinein. Darauf gab er denen, die oben standen und das Seil handhabten, das Zeichen zum Aufzug. Sie zogen den Korb in der Erwartung eines grossen Schatzes herauf; als sie aber das unbekannte Gesicht des herauf Gezogenen erblickten, warfen sie den Strick weg und flohen nach allen Seiten, erschreckt durch den fremdartigen Anblick, in der Meinung, der Tote sei wiedergekehrt; denn Asmund erschien grässlich anzusehen und wie mit Grabesfäulnis bedeckt. Er bemühte sich, die Fliehenden zurückzurufen und fing an zu schreien, sie fürchteten sich ohne Grund, denn er lebe. Als Erik ihn sah, staunte er namentlich über sein blutbeflecktes Antlitz, denn über dieses sickerte hervorfliessendes Blut. Aswit war in den Nächten wieder aufgelebt und hatte ihm nach langem Ringen das linke Ohr abgebissen, und so zeigte

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_227.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)