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V. Frotho III., Erik. 215

 und nicht Milde hätte walten lassen. Man erzählt, dass die Sehnsucht der Hilda nach ihrem Manne so brennend gewesen sei, dass sie in der Nacht die Seelen der Gefallenen zu neuem Kampfe durch Zaubersprüche heraufbeschworen habe.

Zu derselben Zeit entbrannte ein heftiger Krieg zwischen Alricus, dem Könige der Schweden, und Gestiblindus[1], dem Könige der Goten. Aber Gestiblind, der minder mächtige, ging schutzflehend zu Frotho, um gegen das Versprechen seiner und des Landes Unterwerfung Hilfe zu erlangen. Er erhielt Skalk von Schonen und Erik als Unterstützung und kam nun mit seinen Ersatzmannschaften zurück. [161] 161Als er sein Heer gegen Alrik vorrücken lassen wollte, gab Erik seine Stimme dahin ab, dass zunächst sein Sohn Gunthionus, der über die Wermier und Solonger gesetzt war, angegriffen werden müsse: ein vom Unwetter ermüdeter Seemann müsse das nächste Ufer suchen; auch grüne selten ein Baum, der keine Wurzeln habe. Deshalb wurde zunächst ein Angriff auf Gunthionus gemacht, er fiel, und sein Grabhügel kündet noch seinen Namen. Als Alrik den Tod seines Sohnes vernahm, eilte er Rache zu nehmen. Als er die Feinde zu Gesicht bekam, bat er den Erik, den er zu einer heimlichen Besprechung entboten hatte, unter Aufzählung der Bündnisse ihrer Väter[2], dass er den Dienst des Gestiblind verlasse. Als Erik das entschieden ablehnte, verlangte er die Gestattung eines Zweikampfes mit Gestiblind: ein Zweikampf sei immer besser als eine Schlacht der Völker. Erik erklärte, Gestiblinds hohes Alter mache ihn unfähig zu einem Waffengange und schützte seinen elenden Gesundheitszustand unter nachdrücklicher Entschuldigung mit dem Alter vor, erbot aber sich an jenes Statt zu dem Zweikampfe; denn es sei ehrenrührig, wenn er für den einen Zweikampf einzugehen sich weigere, für den er gekommen sei eine Schlacht zu liefern. Darauf wurde ohne Verzug zum Kampfe geschritten. Alrik fiel, aber auch Erik wurde schwer verwundet; nur mit Mühe fand er Heilung, und erst nach langer Zeit erlangte er seine volle Körperkraft


  1. Gestumblindi ist in der Hervarar Saga ein Beiname Odins.
  2. Davon ist früher nichts erwähnt.
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_225.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)