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V. Frotho III., Erik. 207


auf. Erik wurde von ihm auf Kundschaft gegen das feindliche Heer ausgeschickt und traf unweit Russland auf Olimar, der den Befehl über die Flotte erhalten hatte, während der Hunnenkönig das Landheer führte. Er sprach ihn folgendermassen an:

Was will, sage mir doch, das gewaltige Rüstzeug des Krieges?
Sage, wohin mit dem Schiff, jetzt, Olimarus, Du eilst?

Olimar:

Krieg, Krieg jetzt steht der Sinn mir zu bringen dem Sohne des Fridlew,
Und wer bist Du, der kühn so mit dem Worte mich fragt?

Erik:

Grundlose Hoffnung berückt Dir den Sinn, den Frotho besiegen
Konnte noch Keiner, ihn wird nimmer besiegen ein Mann.

Olimar:

Was auch nur immer geschieht, einmal muss zuerst es geschehen;
Merk’, was das Sprichwort Dir sagt: „Unverhofft kommet noch oft.“

Mit diesem Spruche wollte er lehren, dass niemand sein Vertrauen allzu sehr auf das Glück setzen soll. Darauf ritt Erik weiter, um das Heer der Hunnen auszukundschaften. Es zog an Erik vorüber, und Erik ritt an ihm vorüber: die Spitze des Heeres traf er bei der aufgehenden Sonne und die Nachhut bei der untergehenden Sonne. Daher fragte er die ihm begegneten, wer so viele Tausende kommandiere. Als ihn Hun erblickte (das war der König der Hunnen), erkannte er, dass er den Kundschafterdienst übernommen [155] 155und fragte, wie der Frager hiesse. Erik sagte, er werde genannt der überall hin kommende und nirgend erkannte. Der König fragte weiter mit Hilfe eines Dolmetschers, was Frotho vornähme. Ihm entgegnete Erik: „Niemals wartet Frotho auf ein feindliches Heer zu Hause, noch lauert er auf den Feind in seiner Wohnung. Bei Tag und Nacht muss auf den Beinen sein, wer nach dem Reiche eines andern trachtet. Niemand hat durch Schnarchen einen Sieg erlangt, und kein Wolf hat im Schlafe einen Frass gefunden.“ Da sah der König, dass er sich auf tiefsinnige Sprüche verstand und sagte: „Das ist wohl gar Erik, der meine Tochter, wie ich gehört, fälschlich

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_217.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)