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V. Frotho III., Erik. 183


er gestanden, dass er mit Deiner Gemahlin Ehebruch getrieben hat.“

Der König wandte sich zu Hanunda und forschte, wie sie die Beschuldigung aufnehme. Da sie nicht nur mit einem Ausrufe ihr Verbrechen kundgab, sondern auch auf dem Gesichte die Röte als Zeugen der Schandthat sehen liess, gab sie ein klares Zeichen ihrer Schuld. Der König hörte zwar ihre Worte und sah die Zeichen auf dem Gesichte, schwankte aber, auf Grund welches Gesetzes er gegen die Ehebrecherin vorgehen sollte und überliess der Königin selbst die dem Fehltritte gebührende Strafe nach eigenem Ermessen festzustellen. Da sie nun überlegte, dass das ihr überlassene Urteil mit ihrer eigenen Schuld zu thun habe, und sie deshalb die Abschätzung des Vergehens eine Zeit lang, schwankend über den zu fällenden Spruch, überlegte, da sprang Grep auf und stürzte vorwärts, um Erik mit dem Speere zu durchbohren und seinen Tod durch den Tod des Anklägers loszukaufen. Jedoch Roller kam ihm mit rasch gezücktem Schwerte zuvor und sprach ihm das Verdammungsurteil nach dem Muster seines Beginnens. Und Erik sagte: „Wer Hilfe braucht, für den ist am besten die Hilfe der Verwandten.“ Und Roller: „In bösen Zufällen sind gute Leute mit ihrem Dienste heranzuziehen.“ Da sagte Frotho: „Ich denke, Euch geschieht, was man so zu sagen pflegt, dass der Schläger gemeinlich nur kurze Freude von seinem Schlage hat, und dass die Freude der Hand über den Hieb nicht lange währt.“ Erik: „Der ist nicht anzuklagen, dessen That Entschuldigung in den Rechtssatzungen findet; denn zwischen meiner That und der des Grep ist ein so grosser Unterschied, wie er ist zwischen der That eines, der sich verteidigt, und eines, der einen andern anfällt.“

Darauf sprangen die Brüder des Grep mit lautem Gebrüll auf und schwuren, sie würden entweder an der ganzen Flotte des Erik Rache nehmen oder ihn und zehn Kämpen mit ihm zum Kampfe zwingen. Erik sagte zu ihnen : „Kranke müssen ihren Weg mit Kunst beschicken. Wer blöde Augen hat, darf nur Weiches und Zartes beschauen. Wer ein stumpfes

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_193.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)