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176 Fünftes Buch.


den Hunger hätte stillen können und entsandte zwei Schiffe mit der Beute nach Hause, die Lebensmittel für das zweite Jahr heranbringen sollten. Er selbst suchte mit einem Schiffe zum Könige (Frotho) zu gelangen. Sie landeten also auf Seeland, und die Schiffsbemannung ging daran, ringsum auf dem Ufer Vieh zu erschlagen; denn entweder musste man dem Munde Speise bieten, oder vor Hunger umkommen. Man erschlug also verschiedene Stücke Vieh, zog ihnen die Haut ab und brachte die nackten Rümpfe in das Schiff. Als die Besitzer des Viehes das erfuhren, eilten sie, die Freibeuter zu Schiffe zu verfolgen. Als Erik sah, dass er von den Herren des Viehes angefallen wurde, liess er die Rümpfe der erschlagenen Kühe, an gezeichneten Seilen befestigt, ins Meer versenken. Darauf liess er die nachkommenden Seeländer ruhig nachsuchen, ob etwas von dem gesuchten erschlagenen Vieh bei ihnen wäre und sagte, die Winkel von Schiffen seien doch etwas eng für die [132] 132Verbergung eines Gegenstandes. Sie fanden nirgends einen Rumpf und lenkten ihren Verdacht auf andere; die an dem Raube Schuldigen hielten sie für schuldlos. Da ja keine Spur des Raubes zum Vorschein gekommen war, und sie meinten, dass andere ihnen den Schaden gebracht, verziehen sie den Sündern. Als sie wegfuhren, da liess Erik die Rümpfe aus den Wogen wieder heraufholen.

Inzwischen erfuhr Frotho, dass Oddo mit seinen Leuten erschlagen sei; natürlich hatte ein starkes Gerücht das Gemetzel verbreitet, ohne dass man den Urheber der That kannte. Einige konnten jedoch erzählen, dass sie drei Schiffe sich hätten dem Ufer nähern und dann wieder in nördlicher Richtung absegeln sehen. Da kam Erik nach dem Hafen, von dem nicht weit entfernt Frotho sich aufhielt; sowie er den Fuss aus dem Schiffe setzte, fiel er unversehens und stürzte im Fallen zur Erde. Er erblickte in dem Falle eine günstige Vorbedeutung für sich und sagte voraus, dass an den schwachen Anfang sich bessere Ausgänge anknüpfen würden. Als Grep seine Ankunft erfuhr, eilte er schleunigst zum Meere, um den Mann mit ausgesuchten, scharfsinnigen

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_186.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)