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164 Fünftes Buch.


Wunscherfüllung, hilflos neigt zum Ende das Alter. Die Hoffnung begleitet die Jugend, das Greisenalter beugt hoffnungsloser Verfall. Es wächst das Los der Jugend, niemals lässt es ungethan, was es begonnen.“ Infolge der Hochachtung vor diesen Weisheitssprüchen wird sie (von Frotho) ersucht, die Aufgabe der Werbung zu übernehmen, aber sie schützte ihr hohes Alter vor, um den Auftrag abzulehnen; sie könne wegen der Schwäche ihres Alters nicht die Trägerin eines so schwierigen Auftrags sein. Der König sah, dass hier ein Kleinod nötig sei, liess eine goldene Halskette bringen und versprach sie ihr als Lohn der Botschaft. Die Halskette wies Gravierarbeit verknüpfter Medaillons mit Bildnissen von Königen auf, die durch einen Zug an einem innen angebrachten Faden bald zusammengezogen bald auseinandergezogen werden konnten, ein Schmuck, der mehr zum Prunke als zur Verwendung im Gebrauche angefertigt war. Auch Westmar und Kolo mit ihren Söhnen geruhte Frotho für diese Gesandtschaft zu berufen, weil er meinte, dass ihr gewandtes Auftreten sie nicht dem Schimpfe einer Abweisung aussetzen würde.

Diese alle gingen zugleich mit der Götwara ab und wurden vom Könige der Hunnen erst mit einem dreitägigen Gelage empfangen, ehe sie den Zweck ihrer Gesandtschaft mitteilen sollten. So pflegte man in alter Zeit Gäste aufzunehmen. Nachdem also das Gelage über drei Tage sich erstreckt hatte, trat die Königstochter auf, um in feingesitteter Ansprache das Wohlgefallen der Gesandten zu gewinnen, und ihre erheiternde Anwesenheit erhöhte noch die Tafelfreuden der Gäste. Beim Kreisen der Becher eröffnete ihr Westmar im Scherzgespräch allmählich ihre ganze Absicht, um den Sinn der Jungfrau in vertraulicher Anrede zu erproben. Um sich keiner Abweisung auszusetzen, griff er mit scherzendem Spasse der Aufgabe der Gesandtschaft vorauf, indem er sich erkühnte, unter dem Gelärme des Gastmahls ein neckendes Gespräch mit ihr anzufangen. Sie sagte, sie wolle von Frotho nichts wissen, denn er ermangele vollständig des Ruhms; [124] 124vor Zeiten wurden nur die als geeignet für die Ehe mit einer vornehmen Frau

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_174.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)