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148 Viertes Buch.


ja hüten, während sie nach Ausübung von Rache verlangten, in törichter Keckheit ihre schwachen und kraftlosen Hände mit den seinigen zu messen, und, während sie eines anderen Tod suchten, nur ihren eigenen Untergang zu finden; sie würden ihre Begabung, die zu schönen Erwartungen berechtige, durch ihre voreilige Ruhmbegierde zu Grunde richten. Sie möchten also Rücksicht nehmen auf ihre Jugend und auf ihre schönen Anlagen und sollten sich nicht blindlings den Tod wünschen. Sie möchten also darein willigen, dass er für die Erschlagung des Vaters ihnen mit entsprechender Geldbusse einstehe und sollten es als einen grossen Ruhm betrachten, dass man glauben würde, sie hätten einen mächtigen König zu einer Busse gezwungen und gewissermassen mit ihrem Verlangen in Furcht gejagt. Diese Lehre gäbe er ihnen nicht von Furcht gepackt, sondern bewogen durch Mitleid mit ihrer Jugend. Keto entgegnete, ein solcher Wortschwall, mit dem er das ganz berechtigte Verlangen nach Rache wankend machen wolle, bedeute nur eine ganz unnütze Zeitverschwendung; er hiess ihn antreten und im Holmgange mit ihm versuchen, ob er wirklich ein Schwächling sei. Denn er werde, ohne Unterstützung durch den Bruder, nur mit seinen eigenen Kräften vorgehen, damit nicht mit ungleicher Hand ein schimpflicher Kampf gefochten werde. Denn dass zwei mit einem kämpften, wurde in alter Zeit nicht nur für unbillig, sondern auch für ehrlos gehalten, und auch ein Sieg in [112] 112einem solchen Kampfe wurde nicht für löblich erachtet, weil an ihm mehr Unehre als Ruhm zu haften schien; dass einer von zweien überwältigt würde, das galt ja für sehr leicht, aber auch für äusserst schmachvoll. Den Athisl aber erfüllte so starkes Selbstvertrauen, dass er die Brüder aufforderte, ihn zusammen anzugreifen; da er ihnen die Absicht zu kämpfen nicht entwinden könne, so wolle er ihnen wenigstens einen ungefährlicheren Kampf schenken. Dieses Entgegenkommen wies Keto schroff zurück: eher wolle er den Tod hinnehmen, als darauf eingehen; denn er meinte, dass die Annahme dieses Vorschlages für den Kampf ihm nur Tadel einbringen würde. Als er den Athisl ungestüm

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_158.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)