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140 Viertes Buch.


ihn umfluteten, von denen die eine Schimpf, die andere Gefahr in sich barg; wenn er nämlich der Herausforderung Folge leistete, so drohte, das wusste er, seinem Leben Gefahr, wich er aber zurück, so war seinem Kriegsruhme die Schande sicher. Dennoch überwog in seinem Sinne, als er seine Heldenthaten überschaute, der Wunsch seine Ehre zu wahren, und das stärkere Verlangen nach Ruhm drängte die Furcht vor einer Niedermetzelung zurück; der fest begründete Glanz seines Ruhms sollte nicht durch furchtsames Zurückweichen vor dem Todesgeschicke verdunkelt werden; er erwog auch, dass zwischen einem [106] 106unedlen Leben und einem ruhmvollen Tode so viel Unterschied liegt, wie die Wertschätzung von der Verachtung absteht. So grosse Liebe aber band ihn an Hermuthruda, dass er um ihren voraussichtlichen Witwenstand mehr Sorge in seinem Herzen trug, als um seinen Tod, und dass er mit allem Eifer erwog, wie er ihr vor dem Eintritt in den Krieg eine zweite Verheiratung sichern könne. Daher gelobte Hermuthruda, männlichen Mut zeigend, sie würde ihn auch im Kampfgewühle nicht verlassen; das sei ein erbärmliches Weib, das sich fürchte, durch den Tod mit dem Manne sich wiederzuvereinen. Jedoch dieses überraschende Versprechen hat sie nicht erfüllt. Denn als Amleth in Jütland von Viglet in einer Schlacht getötet wurde, ergab sie sich ohne Widerstand darein, als des Siegers Beute sein Bett zu teilen. So jagt jede Zusage einer Frau jeder Wechsel des Glücks in den Wind, zersprengt jede Veränderung der Lage, und die Zuverlässigkeit des Weibersinns, die nur auf unsicherer Grundlage ruht, machen zufällige Ereignisse zu nichte; eine Frau ist schnell bei der Hand mit einem Versprechen, aber langsam zur Erfüllung, sie wird gefesselt durch mannigfache Anreize der Lust und lässt sich durch ihre Leidenschaft hinreissen, immer nach Neuem gierig zu langen, des Alten vergessend. Das war das Ende des Amleth; wenn er die Gunst des Glücks in gleicher Weise erfahren hätte, wie die der Natur, so würde er an Ruhmesglanz den Göttern gleichgekommen sein, des Herkules Arbeiten durch seine Grossthaten überholt haben. Ein Feld, nach seinem Namen benannt, ist als seine

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_150.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)