Seite:Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus 147.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
IV. Amleth. 137

 und sagte, es gefalle ihm, was ihr gefalle. Ein Mahl wird hergerichtet, der hohe Adel zusammengebeten, [104] 104Hochzeit gehalten. Nachdem alles erfüllt, ging er mit seiner jungen Frau nach Britannien zurück, liess aber eine starke schottische Mannschaft sich auf dem Fusse folgen, um sie gegen allerhand ihm in den Weg tretende Anschläge zu verwenden. Bei seiner Rückkehr kam ihm die Tochter des britannischen Königs, die er zur Frau hatte, entgegen. Sie beklagte sich zwar, dass ihr durch die Hinzunahme der Nebenfrau ein Unrecht zugefügt sei, erklärte es aber für unwürdig, den Hass gegen die Kebse stärker in sich wirken zu lassen, als die Liebe zu dem Gemahle; auch sei ihre Abscheu vor ihrem Manne nicht so gross, dass sie heimtückische Anschläge gegen seine Person ihm verschweigen sollte. Sie habe ja ein Pfand ihrer Ehe, einen Sohn; die Rücksicht auf diesen müsse der Mutter die eheliche Liebe ans Herz legen. „Der Sohn kann, sagte sie, die Kebse neben seiner Mutter hassen, ich will lieben; meine brennende Liebe zu Dir kann kein Schlag einschläfern, kein Ärger auslöschen, nein! alle bösen Gedanken gegen Dich will ich Dir verraten und alle Anschläge, auf die ich stosse, Dir kund thun. Sei also auf der Hut vor Deinem Schwiegervater, weil Du selbst die Frucht der Gesandtschaft gepflückt und allen Gewinn in entschlossener Besitzergreifung auf Dich übertragen, den Wunsch Deines Auftraggebers geäfft hast.“ Mit diesen Worten bewies sie, dass ihr die Liebe zu dem Gemahle über die Liebe zum Vater ging.

Als sie noch so sprach, erschien auch der König von Britannien, umarmte seinen Schwiegersohn eng, aber nicht von Herzen und richtete zu seinem Empfange ein Mahl aus, um seinen heimtückischen Plan unter dem Scheine von Freigebigkeit zu verstecken. Amleth merkte zwar die böse Absicht, verbarg aber sein Bedenken, nahm 200 Ritter zu seinem Gefolge und kam mit einem Panzerhemde unter der Kleidung der Einladung nach; er zog es vor, der Einladung des Königs mit Gefährdung seines Lebens zu folgen, als ihm den Schimpf einer Ablehnung anzuthun; in allen Dingen meinte er die Gesetze des guten Tons nicht verletzen zu dürfen. Als er

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_147.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)