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IV. Amleth. 133


 auf dem Kriegsschilde gemalt, indem er die Gegenstände durch die Bilder darstellte und die Vorgänge durch die gezeichneten Gestalten anschaulich machte. Jedoch auch seine Gefährten führten, um glänzender aufzutreten, keine anderen als vergoldete Schilde.

Der König von Britannien empfing sie sehr wohlwollend und ehrte sie mit einem kostbaren, eines Königs würdigen Mahle. Bei Tische erkundigte er sich teilnehmend, ob Fengo noch lebe und wohlauf sei; da musste er von dem Schwiegersohne hören, dass der durchs Schwert umgekommen sei, nach dessen Wohlbefinden er sich fruchtlos erkundigt hatte; und als er nun weiter forschte, wer ihn erschlagen, da erfuhr er, dass der, der den Mord vollbracht und ihm die Nachricht davon bringe, derselbe Mann sei. Als er das hörte, da wurde er in seinem Herzen bestürzt, weil er sah, dass jetzt die einst dem Fengo versprochene Rache an ihn herantrete. Er und Fengo hatten nämlich vor Zeiten durch gegenseitiges Versprechen sich dahin gebunden, dass der eine des anderen Rächer sein sollte. So zog den König nach der einen Seite die Liebe zur Tochter, die Zuneigung zu dem Schwiegersohne, nach der andern Seite die Liebe zum Freunde und darüber noch der bindende Eid, auch die Heiligkeit ihres gegenseitigen feierlichen Versprechens, die zu verletzen sündhaft war. Schliesslich überwog in ihm unter Zurücksetzung der Verwandtschaft die Rücksicht auf die Eidestreue, und sein der Blutrache sich zuwendender Sinn stellte die Gewissenspflicht über die Vaterliebe. Da aber die heilige Gastfreundschaft zu brechen auch eine Sünde war, so zog er es vor, die Aufgabe der Rache durch eine andere Hand vollziehen zu lassen; so könne, meinte er, wenn sein Anteil an der That geheim bliebe, er sich mit dem Scheine der Unschuld umgeben. So verbarg er denn seinen bösen Anschlag hinter allerhand Aufmerksamkeiten gegen Amleth und versteckte die Absicht ihm zu schaden unter erheuchelter wohlwollender Zuneigung. Weil seine Frau jüngst an einer Krankheit gestorben war, verlangte er von Amleth, dass er, um eine neue Ehe für ihn zu finden, eine Gesandtschaft übernehme,

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_143.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)