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128 Viertes Buch.


des Unheils erregen, wenn Euch der elende Ausgang des Horwendill schmerzt; nicht Euch, sage ich, kann er erregen, die ihr gegen den König die Treue, gegen den Vater die Liebe bewahrt habt. Eines argen Mörders, nicht eines Königs Leiche schaut Ihr. Trauervoll fürwahr ist jener Anblick gewesen, als Ihr unsern König von dem ruchlosen Mörder, um nicht Bruder zu sagen, erschlagen gesehen habt. Ihr selbst habt mit mitleidsvollen Augen die zerfleischten Glieder des Horwendill, habt die Leiche mit ihren Todeswunden gesehen. Wer zweifelt, dass der grausame Henker ihm das Leben genommen hat, um dem Vaterlande die Freiheit zu nehmen? Eine Hand brachte ihm das Todesgeschick und Euch die Knechtschaft. [98] 98Wer ist also so thöricht, dass ihm der grausame Fengo lieber sei, als der milde Horwendill? Gedenket des Wohlwollens, der Gerechtigkeit, der Leutseligkeit, mit der Horwendill Euch gehegt, geehrt und geliebt hat! Denket daran, dass Euch entrissen wurde ein milder König, ein gerechter Vater, und dass an seine Stelle trat ein Tyrann, ein Mörder; denkt an den Verlust der Rechte, an die allgemeine Entweihung, an das mit Sünde befleckte Land, an das dem Nacken aufgelegte Joch, an die entzogene Selbständigkeit und Freiheit. Und jetzt ist dem allen ein Ende gemacht, denn ihr seht, dass der Thäter von seinem eigenen Verbrechen erdrückt ist, dass der Mörder seine Schuld gebüsst hat. Welcher nur halbwegs verständige Beurteiler kann eine Wohlthat für Unbill halten? Wer, der nicht geistig blind ist, kann es bedauern, dass das Verbrechen auf seinen Thäter zurückgeschlagen ist? Wer wird den Tod eines blutbefleckten Schergen beweinen oder den gerechten Untergang eines grausamen Tyrannen beklagen? Vor Euch steht der Vollbringer der That. Ich bekenne, dass ich Vater und Vaterland gerächt habe. Die That, die Euern Händen ebensogut zukam, habe ich vollbracht; was Euch mit mir gemeinsam geziemt hätte, das habe ich allein vollendet. Niemand habe ich bei der löblichen That zum Genossen gehabt, keines Menschen Hilfe hat mir zur Seite gestanden. Allerdings bin ich überzeugt, dass ihr dem Werke Eure Hand

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_138.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)