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III. Amleth. 123


 da liess er sich den Ort des Quells zeigen und hier in die Tiefe graben; dort fand er einige von Rost angefressene Schwertklingen, aus deren Geruch offenbar das Wasser den verdorbenen Geschmack angenommen hatte. Einige erzählen, der Trunk sei deshalb getadelt worden, weil er beim Einschlürfen desselben entdeckt habe, dass die Bienen sich vom Pansen eines Toten genährt hätten, und dass noch im Geschmacke die üble Beimischung sich kundgab, die dadurch dereinst sich den Waben mitgeteilt hatte.

Als der König sah, dass die Gründe für die Tadelung des Geschmacks zutreffend nachgewiesen seien, da erinnerte er sich, dass von Amleth auch ihm schlechte Augen vorgeworfen seien, und dass das einen Makel auf seine Abkunft werfe; deshalb nahm er heimlich seine Mutter vor und fragte sie, wer sein Vater gewesen sei. Als sie sagte, sie habe nur mit dem Könige Umgang gepflogen, drohte er ihr, er werde von ihr die Wahrheit durch die peinliche Frage hören; da erfuhr er, dass ein Knecht ihn gezeugt hatte; durch das erpresste Geständnis löste er den Zweifel über den Tadel ob seines Ursprungs. Voller Scham über seine Herkunft, aber auch hocherfreut über die Klugheit des Jünglings fragte er ihn unmittelbar, weshalb er der Königin den Schimpf angethan, ihr Magdsitten vorzuwerfen. Aber während er unwillig darüber war, dass die Gesittung seiner Gemahlin in dem Gespräche des Gastes in der Nacht angegriffen war, erfuhr er, dass sie die Tochter einer Unfreien war; Amleth


Diese Ausgestaltung ist bei Saxo ganz verworren gegeben. Durch die Annahme, dass der Text im Anfange lückenhaft sei, gewinnt man zwar die Möglichkeit, als Subjekt zu deprehenderit den König zu erhalten, man wird aber nicht die Ungeheuerlichkeit los, dass die Bienen sich von verwesendem Fleische nähren, und die Entstehung des Eisengeschmacks bleibt unerklärt. Hat Saxo eine lateinisch abgefasste Quelle benutzt und unter dem Einflusse der Geschichte des Simson oder der Bienenentstehung bei Virgil und Ovid pancerea fälschlich durch abdomen wiedergegeben? (Die Übersetzung ist, etwas gezwungen, so gestaltet, dass man nicht nötig hat, anzunehmen, dass Amleth beim Trinken Bienen in seinem Becher gefunden habe; zu dem Zwecke ist apes alitas als acc. c. inf. aufgefasst, entsprechend dem vitium referri abhangend von deprehenderit.)


Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_133.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)