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III. Amleth. 121


 sich ab auf seine Begleiter. Und er begnügte sich nicht damit, das Todesurteil von sich abgelenkt und die Gefahr auf andere abgewälzt zu haben, sondern schrieb noch, auf Fengos Namen fälschend, eine Bitte zum Schlusse hinzu des Inhalts, dass der König von Britannien dem verständigen jungen Manne, den er ihm zuschicke, seine Tochter zur Gemahlin geben solle.

Als sie alle nach Britannien kamen, suchten die Gesandten eine Audienz bei dem Könige nach und händigten ihm das Schreiben aus, das sie für ein Werkzeug zu dem Tode eines andern hielten, das aber ihren eigenen anbefahl. Der König liess sich nichts merken, sondern zog sie huldvoll zur Tafel. Da wies Amleth das ganze prächtige königliche Mahl zurück wie eine alltägliche Mahlzeit, wandte sich in auffallender Enthaltsamkeit von den reichen Speisen ab und verschmähte ebenso den Trank.

Niemand konnte verstehen, wie ein junger Mann aus einem fremden Volke die Feinheiten des königlichen Tisches und das mit aller Pracht ausgestattete Mahl gleichwie eine Bauernkost verschmähen konnte. Als die Tafel aufgehoben wurde, und der König die Hofstaaten zur Nachtruhe entliess, da schickte er einen Vertrauten in das Schlafgemach der Fremden, damit er ihre Unterhaltung in der Nacht heimlich belausche. Amleth wurde nun von seinen Begleitern gefragt, weshalb er denn am Abend die Speisen wie Gift gescheut habe? Da sagte er, in dem Brote sei Blut gewesen, das Getränk habe nach Eisen geschmeckt, die Fleischspeisen hätten stark nach Leiche gerochen und seien durch eine Ähnlichkeit von Grabesgeruch verdorben gewesen. Er sagte noch weiter, der König habe Knechtsaugen, die Königin habe sich dreimal wie eine Magd benommen; so bedachte er mit scharfem Tadel nicht eigentlich das Mahl, sondern die Gastgeber. Die Begleiter fielen nun, indem sie ihm seinen alten geistigen Mangel vorrückten, über ihn her mit vielen mutwilligen Hohnreden, dass er Tadelloses lästere, Unsträfliches schelte, dass er einen ausgezeichneten König und eine feingebildete Frau mit wenig ehrfurchtsvollen Worten angriffe, dass er

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_131.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)