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III. Horwendill. 111


 Seite landeten. Die Schönheit des Gestades lockte die Anführer zum Besuche, die Anmut der Küstenstriche trieb sie, sich auch das frühlingsgrüne Innere anzusehen, die Lichtungen zu durchschreiten und auch das abgeschiedene Dickicht des Waldes zu durchstreifen. Der Gang dahin liess Koller und Horwendill ohne Begleitung sich begegnen. Da richtete Horwendill zuerst an den König die Frage, welche Kampfesart ihm zu einer Entscheidung zwischen ihnen beliebe; die beste sei die, sagte er, die mit den Kräften der geringsten Zahl ausgefochten würde. Um den Preis der Tapferkeit zu erringen, würde ein Zweikampf wirksamer sein, als jede andere Kampfesweise, weil er nur auf die Tapferkeit der Kämpfenden sich stütze und die Unterstützung durch eine fremde Hand ausschliesse. Koller konnte dieser mutigen Äusserung des Mannes seine Anerkennung nicht versagen und erwiderte: „Da Du mir die Wahl des Kampfes überlässt, so entscheide ich mich für den, der frei von Schlachtgewimmel nur die Thätigkeit von zweien zulässt; er gilt mit Recht für mutiger und führt rascher zum Siege. Darin ist unser beider Ansicht dieselbe, in diesem Urteile stimmen wir von selbst überein. Da aber der Ausgang ungewiss ist, so müssen wir beide auch der Menschlichkeit eine Berücksichtigung widmen und dürfen unsern Neigungen nicht so sehr nachgeben, dass die Pflichten gegen einen Toten aus den Augen gesetzt würden. Hass lebt in unsern Herzen; dabei wohne aber auch Mitgefühl, das rechtzeitig an die Stelle der Feindseligkeit treten kann. Denn wenn uns auch Verschiedenheit des Sinnes trennt, so schlingen doch ein gemeinsames Band um uns die natürlichen Rechte. Durch deren Gemeinsamkeit werden wir verbunden, mag auch noch so grosse Scheelsucht unsere Sinne scheiden. So wollen wir denn diese vom Mitgefühl an die Hand gegebene Bedingung gelten lassen, dass der Sieger dem Besiegten die Bestattung nicht versagt; in der Bestattung liegt ja der letzte Dienst der Menschlichkeit, dem sich kein frommer Sinn entzieht. Unsere beiden Schlachthaufen mögen diese Pflicht unter Ablegung aller Feindseligkeit einmütig erfüllen. Nach dem Tode schwinde die Eifersucht, die Feindschaft

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_121.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)