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III. Othin, Hother. 105

 Wenn du fragst, wie teuer er sie gekauft hat, so frage die, welche gelernt haben, um welchen Preis die Göttlichkeit verkauft wird; ich bekenne gern, dass ich es nicht weiss. Oller also ging, als er von Othin aus Byzanz vertrieben wurde, nach Schweden, versuchte dort gleichsam auf jungfräulichem Boden die Denkmale seiner Geltung wieder aufzurichten, wurde aber von den Dänen erschlagen. Die Sage berichtet, dass er ein so geschickter Zauberer gewesen sei, dass er sich zur Überschreitung der Meere eines Knochens, auf den er Zaubersprüche eingegraben, [82] 82wie eines Schiffes bediente und mit ihm ebenso rasch wie mit dem Ruder die hemmende Wasserflut vor ihm überwand.

Nachdem aber Othin die Abzeichen der Göttlichkeit wiedergewonnen hatte, erstrahlte er über den ganzen Erdkreis in solchem Glanze des Ansehens, dass alle Völker ihn wie ein der Welt wiedergeschenktes Licht ansahen, und kein Ort auf der Welt war, der sich nicht der Macht seiner Hoheit beugte. Als er nun seinen Sohn Bous, den er von der Rinda bekommen hatte, der Kriegsthätigkeit ergeben sah, da liess er ihn zu sich kommen und mahnte ihn, der Ermordung seines Bruders zu gedenken; besser als Schuldlose niederzukämpfen sei es, wenn er Rache nähme an den Mördern Balders, weil gehörig und nützlich ein Kampf sei, wo erlaubte und sogar gerechte Rache einen makellosen Kriegsanlass biete.

Inzwischen kam die Nachricht, das Gewar durch die Hinterlist seines Statthalters Gunno gefallen sei. Um seinen Tod auf das schärfste zu rächen, fing Hother den Gunno und liess ihn auf einen brennenden Scheiterhaufen werfen und so verbrennen, weil er selbst zuvor den Gewar hinterlistig überfallen und bei Nacht lebendig verbrannt hatte. Während er so den Manen seines Erziehers Totenopfer brachte, setzte er dessen Söhne Herletus und Geritus über Norwegen.

Darauf berief er seine Grossen zu einer Versammlung und eröffnete ihnen, dass er in dem Kampfe, in welchem er dem Bous entgegen treten müsse, fallen werde, und dass er dessen gewiss geworden sei durch wahre Weissagungen der Seher, nicht durch unbestimmte Vermutungen. Er bat sie

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_115.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)