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94 Drittes Buch.


an Balders Flucht. Den Sachsenkönig Gelder, der in eben dieser Schlacht gefallen war, liess Hother hingestreckt über die Leichen seiner Ruderer auf einen aus Schiffstrümmern errichteten Scheiterhaufen legen und bestattete ihn so gütig mit Pracht. Seine Asche übergab er als Überbleibsel eines königlichen Leibes nicht allein einem prächtigen Leichenhügel, sondern ehrte sie auch durch ein reiches Leichenbegängnis. Darauf ging er zu Gewar zurück, damit nicht weitere Ungelegenheit die ersehnte Verbindung hinausschöbe und genoss die gewünschte Umarmung der Nanna. Nachdem er darauf Helgo und Thora mit reichen Gaben bedacht, führte er seine junge Frau nach Schweden heim, allen so ehrwürdig durch seinen Sieg, wie Balder lächerlich durch seine Flucht.

Als in dieser Zeit die Grossen Schwedens nach Dänemark gegangen waren, um die Lehnsabgabe zu überbringen, wurde Hother zwar wegen der hervorragenden Verdienste seines Vaters von seinen Landsleuten als König geehrt, erfuhr aber, wie trügerisch die Gunst des Glücks ist. Er wurde nämlich von Balder, den er kurz vorher besiegt hatte, in einer Schlacht überwunden und musste zu Gewar seine Zuflucht nehmen; als gewöhnlicher Mann hatte er den Sieg erlangt, als König verlor er ihn. Um sein von Durst gequältes Heer durch einen rechtzeitigen Trunk zu erfrischen, liess Balder tief in die Erde graben und eine neue Quelle aus dem Boden zu Tage treten. Deren hervorbrechenden Sprudel schlürfte das ganze durstige Heer mit weitgeöffnetem Munde. Die Spuren dieser Wasser, durch unvergänglichen Namen unsterblich gemacht, sollen noch jetzt nicht vollständig geschwunden sein, obwohl der frühere starke Sprudel aufgehört hat. Balder erlitt durch Larven, welche die Gestalt der Nanna annahmen, fortwährend in der Nacht störende Belästigungen und wurde davon so schwach, dass er sich nicht auf den Füssen halten konnte. Deshalb gewöhnte er sich daran, seine Wege auf einem Zweigespanne oder Wagen zu machen; die grosse Liebe, die sein Herz ergriffen, hatte ihm mit ihrer Qual alle Kraft genommen. Nichts, glaubte er, habe ihm ein Sieg gegeben, dessen Beute nicht Nanna

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_104.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)