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92 Drittes Buch.


die seiner Beredsamkeit zu Gebote standen, gesprochen hatte, antwortete Cuso, er müsse die Meinung der Tochter einholen, damit es nicht scheine, als ob der Vater in seiner Strenge etwas gegen ihren Willen bestimmt habe. Sie wurde geholt; er fragte, ob sie an dem Freier Gefallen finde, und als sie ja sagte, versprach er dem Helgo ihre Hand. So öffnete Hother die verschlossenen Ohren des Cuso für Erhörung seiner Bitte durch den Zauber seiner abgerundeten und gewandten Beredsamkeit.

Während dieser Vorgänge in Halogia rückte Balder mit den Waffen in das Gebiet des Gewar ein, um die Nanna zur [73] 73Frau zu verlangen. Er wurde von Gewar an die Tochter verwiesen und ging sie mit ausgesuchten, gewinnenden Worten an; als er aber seinem Wunsche keine Erfüllung schaffen konnte, drang er in sie, ihm den Grund ihrer Abweisung kund zu geben. Sie antwortete, ein Gott könne mit einer Sterblichen nicht ehelich verbunden werden, weil der ungeheure Unterschied der Naturen die eheliche Gemeinschaft ausschliesse. Ausserdem pflegten auch die Götter bisweilen die Verabredung zu brechen, und plötzlich werde das Band zerrissen, das Unebenbürtige geschlungen. Denn zwischen Ungleichartigen gäbe es keine dauernde Verbindung, da in den Augen der höher Stehenden die tiefer Stehenden immer wertlos erschienen. Ausserdem wohne Überfluss und Armut nicht unter einem Dache beisammen, und zwischen glänzendem Reichtum und dunkler Armut gäbe es keine feste Gemeinschaft. Kurz, mit Himmlischem vereinige sich Irdisches nicht, beides habe die Natur in ihrem Ursprunge deshalb durch eine weite Kluft getrennt, weil von dem lichten Glanze der Hoheit der Götter die sterbliche Menschheit unendlich weit abstehe. Mit dieser Antwort voll feinen Spottes wies sie die Bitte des Balder ab und wob geschickt ihre Gründe für das Ausschlagen des Ehebundes.

Als das Hother von Gewar erfuhr, schüttete er vor Helgo sein Herz aus in Klagen über die Aumassung Balders. Beide waren sich nicht klar, was zu thun sei und überlegten hin und her. Denn Aussprache mit dem Freunde in böser Lage

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_102.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)