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86 Zweites Buch.


Griff: so habe es Rolf gehalten, wenn er seinen Mannen das Schwert gereicht habe. Vor Zeiten nämlich pflegten die, welche sich in die Gefolgschaft eines Königs begaben, Treue zu geloben unter Berührung des Schwertgriffes. Auf diese Weise bekam Wiggo den Schwertgriff in seine Gewalt und durchbohrte mit der Spitze den Hiarthwar; so erlangte er die Rache, deren Vollzug er dem Rolf gelobt hatte. Frohlockend ob dieser That bot er den auf ihn losstürzenden Mannen des Hiarthwar willig seine Brust dar, indem er rief, der Tod des Tyrannen bringe ihm mehr Genuss als Schmerz sein eigener Tod. So wurde der Schmaus in ein Leichenmahl verwandelt, und auf die Freude des Sieges folgte die Trauer des Todes. Hellstrahlend und unvergänglich ist das Gedächtnis des Mannes, der sein Gelübde so tapfer erfüllte, den Tod freiwillig wählte und mit seinem Dienste den Tisch des Tyrannen mit Blut befleckte. Denn sein frischer Mut fürchtete nicht den Tod von fremder Hand, nachdem er den Platz, an dem Rolf gesessen, erst noch mit dem Blute des Mörders dank seiner Hand bespritzt sah. So endete die Herrschaft des Hiarthwar derselbe Tag, der sie geschaffen. Denn was man durch Trug gewinnt, das zerrinnt genau so, wie man es gewinnt; und kein Gewinn ist von langer Dauer, der durch [68] 68Verbrechen und Untreue erlangt ist. Daher haben auch die Schweden, die eben erst den Besitz von Dänemark an sich gerissen, nicht einmal ihr eigenes Leben erhalten können: sie wurden sofort von den Seeländern erschlagen und brachten so den verletzten Manen des Rolf gerechte Sühnopfer. So straft meist das Geschick mit schweren Schlägen, was mit List und Trug vollbracht wird.

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_096.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)