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II. Rolf. 75

 der andere hervorwagen konnte. Wiggo war denn auch bestrebt die Wohlthat zu vergelten: in bindendem Gelübde versprach er, wenn Rolf durch ein Schwert fallen sollte, so wollte er an dem Rache nehmen, der ihn erschlagen. Ich will dazu bemerken, dass vor Zeiten die Adligen, wenn sie an den Hof kommen wollten, sich beim Eintritt in den Gefolgsdienst dem Fürsten durch das Gelübde einer grossen That zu verpflichten pflegten, indem sie ihre Dienstzeit mit einer Bekundung ihrer Tapferkeit begannen.

Inzwischen wandte Sculda, sich schämend ob der Zahlung eines Tributes, ihren Sinn bösen Gedanken zu, warf ihrem Manne seine schmachvolle Stellung vor, liess ihm keine Ruhe mit der Mahnung das Joch der Knechtschaft abzuschütteln, und als sie ihn für einen arglistigen Anschlag auf Rolf gewonnen hatte, weihte sie ihn in ihre schrecklichen Pläne für den Abfall ein, indem sie ihn darauf hinwies, dass ein jeder der Freiheit mehr schulde als der Verwandtschaft. So bestimmte [58] 58sie denn, dass grosse Mengen von allerhand Waffen, in Decken eingeschlagen, wie der Tribut von Hiarthwar nach Dänemark geschafft werden sollten, die dann das Mittel gewähren würden, den König bei Nacht niederzuhauen. Die Schiffe wurden nun mit der Truglast an Tribut beladen, und so ging es nach Lethra, welche Stadt, von Rolf gegründet und mit den grossen Mitteln des Königreichs trefflich aufgebaut, die andern Städte der Reichsteile ringsum als königliche Gründung und königliche Residenz weit überragte. Der König ehrte den Hiarthwar bei seiner Ankunft mit einem prächtigen Mahle und trank sich tüchtig voll Wein, während die Fremden ganz gegen Gewohnheit vor Trunkenheit auf der Hut waren. Während die andern in tiefem Schlafe lagen, schlichen sich die Schweden, welche ihr verbrecherisches Vorhaben wach gehalten hatte, aus ihren Schlafkammern fort. Sofort wird der verdeckte Haufe von Waffen blossgelegt, und ein jeder rüstet sich in der Stille mit den seinigen. Dann eilen sie nach dem Palaste, brechen in die Gemächer ein und zücken das Schwert gegen die Schläfer. Manche wachten auf, konnten aber der Gefahr nicht mit dem rechten Nachdrucke

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_085.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)