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II. Frotho. 61


 als der zweiten und holten im Wetteifer aus den Beuteln die Schätze, die ein Jeder hatte. Auch die Pferde, die das verschiedene Gerät trugen, entladen sie von ihrer Last, und so, mit geleerten Taschen, sind sie gelenker für die Waffen. Als sie vorwärts marschierten, und die Briten ihnen nachrückten, stoben diese auseinander auf die weithin den Augen sich bietende Beute los. Als ihr König sie erschaute, wie sie übergierig mit dem Zusammenraffen der Schätze beschäftigt waren, da hiess er sie sich hüten, ihre dem Kampfe bestimmten Hände mit der Last von Schätzen zu ermüden; sie wüssten doch, dass man erst den Sieg gewinnen müsse und dann das Geld. Also sollten sie das Gold unbeachtet liegen lassen und den Herren des Goldes nachsetzen; nicht des Metalles, sondern des Sieges Glanz sollten sie bewundern, und sie sollten nicht vergessen, dass ein Sieg höher lohne als Erwerb. Wertvoller als das Metall sei die Tapferkeit, wenn man sie beide nach Gebühr abschätze; denn mit dem Golde gewinne man nur äusserlichen Schmuck, die Tapferkeit aber schmücke nicht nur nach aussen, sondern auch im Innern. Darum sollten ihre Augen stets abgelenkt von der Betrachtung des Goldes sein, ihren Sinn sollten sie abziehen von der Habgier und allein auf den Kampf gerichtet halten. Ausserdem möchten sie wissen, dass die Beute von den Feinden absichtlich abgeworfen, und das Gold nicht zum Nutzen, sondern zur Falle ausgestreut sei; auch der einfache Glanz des Silbers sei um einen verborgenen, trügerischen Angelhaken geschlungen; denn man dürfe ja nicht glauben, dass die so schlechthin geflohen seien, die früher das tapfere britische Volk in die Flucht getrieben hätten. Es gäbe nichts Verwerflicheres als Schätze, die ihren Aufgreifer zum Gefangenen machten während sie ihn zu bereichern schienen; denn die Dänen hätten sicher darauf gerechnet, denen mit Schwert und Mord zu schaden, denen sie scheinbar die Schätze in den Schoss gelegt hätten. Wenn sie also die hingestreuten Kleinode aufrafften, so sollten sie überzeugt sein, dass sie damit nur die Absichten des Feindes förderten. Denn wenn sie sich von dem Scheine des preisgegebenen Erzes verlocken liessen, so

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_071.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)