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60 Zweites Buch.


im Stiche zu lassen? Noch sehen wir keine Schotten, und sollen schon das Feld mit Gold bestreuen? Wie wollen wir denn im Kampfe sein, wenn uns auf dem Zuge zum Kampfe die blosse Denkbarkeit eines Kampfes den Mut nimmt? Lächerlich werden wir sein, die wir dem Feinde ein Schrecken gewesen sind, für unsern Ruhm werden wir Missachtung eintauschen. Der Britanne wird nicht begreifen, wie er von Leuten sich hat besiegen lassen können, die er nun von dem blossem Schrecken besiegt sieht. Sollen wir uns in Furcht vor denen ducken, denen wir früher Furcht eingejagt haben? Die wir vor uns stehend verachtet haben, die sollen wir aus der Entfernung fürchten? Wann sollen wir mit Tapferkeit die Schätze wiederkaufen, die wir aus Furcht aufgeben? Das Geld, für das wir gekämpft haben, sollen wir jetzt gering achten, um einen Kampf zu vermeiden? Die wir in Armut bringen mussten, die sollen wir jetzt mit Reichtum überschütten? Die Beute haben wir tapfer genommen, feig sollen wir sie hinwerfen? Was können wir Schimpflicheres begehen, als denen Gold schenken, denen wir das Eisen auf den Kopf schlagen müssten. Furcht soll nie uns nehmen, was Tapferkeit uns erworben hat. Was im Kampfe gewonnen, darf nur im Kampfe verloren werden. Um denselben Preis muss die Beute verkauft werden, um den sie gekauft ist; mit Eisen muss der Preis gewogen werden. Besser ist es eines rühmlichen Todes zu sterben, als aus Liebe zum Leben ein Schurke zu heissen. Vom Leben scheiden wir in einem kurzen Augenblicke, die Schande folgt uns über den Tod. Bedenke ferner, dass uns der Feind, wenn wir das Gold hinwerfen, nur um so hitziger bedrängen wird, denn darin wird er den Beweis einer grossen Furcht auf unsrer Seite erblicken. Ausserdem kann nichts das Gold uns unlieb machen, mag die Entscheidung [48] 48zum Guten oder zum Bösen fallen. Denn, siegen wir, so wird uns das Gold, das wir behalten, eine Freude sein; werden wir besiegt, so werden wir es als Lohn für unser Begräbnis hinterlassen.“ So sprach der Alte.

Aber die Leute sahen mehr auf den Rat des Königs als des Genossen, legten der ersten Mahnung mehr Gewicht bei

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_070.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)