Seite:Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus 068.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
58 Zweites Buch.


dem Sinne der ersten Lebenszeit entspricht die Gemütsverfassung im späteren Leben: nicht schnell schwinden die Eindrücke der Laster, die das unreife Alter auf den Charakter gemacht hat. Da sie bei dem Gemahle nur taube Ohren fand, so wurde nun der Mann anstatt des Bruders Ziel ihrer bösen Anschläge; sie dang Leute, die ihn im Schlafe erschlagen sollten. Skottus erfuhr durch eine Magd davon und stieg in der Nacht, in welcher der Nachricht nach die Mordarbeit an ihm vollbracht werden sollte, mit dem Panzer ins Bett. Als Ulwild ihn fragte, weshalb er die gewohnte Weise der Ruhe verändert habe und mit dem Eisen bekleidet sei, antwortete er, es habe ihm augenblicklich so beliebt. Als er nun in tiefem Schlafe zu liegen schien, und die Handlanger bei dem Anschlage eindrangen, da glitt er vom Bette und streckte sie nieder. So kam es, dass er es der Ulwild austrieb, gegen ihren Bruder Ränke zu schmieden und anderen ein warnendes Beispiel gab, vor der Treulosigkeit der Frauen auf der Hut zu sein.

Während dieser Geschichten fasste Frotho den Plan Friesland anzufallen, denn er begehrte den Glanz, den er durch die Besiegung des Ostens erworben hatte, auch dem Westen in die Augen strahlen zu lassen. Als er in den Ocean fuhr, hatte er zuerst einen Zusammenstoss mit dem friesischen Wiking Vittho; dabei wies er seine Leute an, den ersten Angriff der Feinde unter dem Schutze der Schilde ruhig über sich ergehen zu lassen und nicht früher Wurfgeschosse in Anwendung zu bringen, als bis sie sähen, dass die Wolke der feindlichen Geschosse ausgeregnet habe. Die Friesen schossen nur um so blinder drauf los, als die Dänen sich so ruhig beschiessen liessen; denn Vittho meinte, die Zurückhaltung des Frotho habe ihre Quelle in dem Wunsche, einem Kampfe auszuweichen. Es erhebt sich ein gewaltiges Geblase und in gewaltigem Sausen entfliegen die Speere. Als sie nun unüberlegt sich verschossen hatten, da wurden sie von den Dänen mit Geschossen überschüttet und leicht besiegt. Sie warfen sich auf der Flucht nach dem Strande zu, wurden aber in den verschlungenen Gängen der Wattenrinnen

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_068.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)