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I. Hading. 41

 die lange Beschäftigung mit dem Landbaue und die Unterlassung der Seefahrten, denn Krieg sei erfreuender als Friede, und begann sich selber in solchen Weisen der Trägheit zu zeihen:

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Thöricht doch ist es, in dunklem Winkel

Hocken inmitten der rauhen Berge,
Nicht mehr, wie einst, auf dem Meere segeln.
Immer entreisst hier dem müden Auge
Heulender Wölfe Gebell die Ruhe

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Und das Gekläffe verwünschter Tiere,

Das bis zum Himmel hinauf erschallet,
Wütender Löwen erschreckend Brüllen.
Hässlich sind Berge und öde Wälder
Allen den trotzigen Heldenherzen;

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Alle sie quälet der starre Felsen

Und die Beschwerden des rauhen Bodens,
Denen das Meer die geliebte Heimat:
Denn mit dem Ruder die Flut zu proben,
Beute zu führen im Siegeszuge,

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Bergend im Kasten die fremden Schätze,

Kühn zu erjagen Gewinn des Meeres,
Hei! das erfreuet das Herz des Helden
Besser, als wohnen im rauhen Walde
Und in dem Berggeländ’, bar der Beute.

Seine Gemahlin, die das Landleben liebte und das Geschrei der Seevögel am Morgen nicht ausstehen konnte, gab ihrer grossen Liebe zum Walde in diesem Liede Ausdruck:

Wohn’ ich an des Meers Gestade, quält mich schriller Vogelschrei,
Scheucht den Schlaf mir, den ersehnten, unaufhörlich wild Gekrächz;

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Dann die Welle, die getrieben von der Sturmflut laut sich bricht,

Wenn ich schlummre, aus den Augen nimmt sie mir die süsse Rast,
Und es lässt zur Nacht mich ruhen nie der Möwe laut Geschwätz,
Tönen lässt sie in verwöhnte Ohren widerwärt’gen Sang;
Such’ ich Ruhe auf dem Lager, gönnt sie mir Erquickung nie,

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Nein! mit langgezognem Klagruf singt sie mir ihr gräulich Lied.

Ach! wie fahrlos und wie lieblich wohnt man in dem schönen Wald!
Nie geniesst der süssen Ruhe, so bei Tage, so bei Nacht,
Wer da weilt, wo Flut und Ebbe rastlos auf und nieder wogt.

Zu derselben Zeit gewann ein gewisser Tosto, ein Mann [34] 34niederer Herkunft, aus Jütland stammend, durch seine Grausamkeit einen Namen. Er peinigte das Landvolk mit allen

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_051.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)