Seite:Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus 015.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Vorrede 5


und einen nicht geringen Teil des vorliegenden Werkes auf der Wiedergabe ihres Berichtes aufgebaut und habe nicht verschmäht, bei denen mir Rat zu holen, die ich eine so eingehende Kenntnis des Altertums besitzen sah.

Ebenso habe ich es mir eine Sorge sein lassen, die Berichte Absalons, teils über seine eigenen Thaten, teils nach Erkundigung über fremde, in gelehrigem Sinne und Worte zu verarbeiten: das Zeugnis seiner ehrwürdigen Erzählung war mir eine Art göttlicher Unterweisung.

Dich nun, segenspendender Fürst und Vater von uns, dessen von grauer Vorzeit her erlauchte Abstammung ich schildern will, hellstrahlendes Licht des Vaterlandes, Waldemar[1], bitte ich, begleite den zaghaften Fortgang dieser Arbeit mit Deiner Gunst; denn gelähmt von der Schwere der Aufgabe fürchte ich, dass ich mehr meine Unerfahrenheit und mein geistiges Unvermögen verrate, als Deine Abstammung so schildere, wie es sich gebührt. Denn Du hast zu dem reichen väterlichen Erbgute ansehnliche Vergrösserung des Reiches durch Niederwerfung der Nachbarn vom Schicksale[4] 4 erlangt, hast die ebbenden und flutenden Wogen der Elbe in dem Kampfe um die Ausbreitung der Herrschaft in Deinen Bereich gezogen und dadurch Deinem Ruhmeskranze ein neues frisches Blatt hinzugefügt. So hast Du den Ruhm und Glanz Deiner Vorgänger durch die Grösse Deiner Thaten überholt und hast sogar das Römische Reich Deine Waffen fühlen lassen[2]. Und da Du gleich reich an Tapferkeit wie an mildem Sinne Dich zeigst, so hast Du den Zweifel gelassen, ob Du mehr die Feinde in den Kriegen schreckst, oder die Herzen der Unterthanen durch Deine Freundlichkeit gewinnst. Auch Dein hellglänzender Ahn, von unserer Kirche ehrenvoll heilig gesprochen und durch einen unverschuldeten Tod zum Ruhme der Unsterblichkeit gelangt, blendet jetzt die durch den Glanz der Heiligkeit, die er einst durch Siege


  1. Waldemar II. 1202–1242.
  2. Vielleicht spielt Saxo darauf an, dass Friedrich II. 1215 das nord-albingische Land an Waldemar abtrat.
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_015.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)