Seite:Erinnerung an die Enthüllung des Gabelsberger-Denkmals 4.jpg

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Die Bilder der Erinnerung, auch die lebhaftesten, verbleichen; die Eindrücke, auch die tiefsten, stumpfen sich ab, bis uns endlich selbst von den bedeutendsten Augenblicken unsres Lebens nur ein mattes Bild und ein gedämpftes Empfinden übrig ist. Aber ein kleines körperliches und wesenhaftes Erinnerungszeichen genügt oft, das Bild in voller Farbenfrische vor unserm geistigen Auge auftauchen, die Empfindung von einst in alter Wärme und Fülle aufquellen zu lassen, daß uns ist, als hätten wir den schönen Augenblick erst gestern gelebt. Vermag es schon ein vergilbtes Blatt, ein zerknittertes Band, eine vertrocknete Blume, dieses Wunder zu wirken – wie viel mehr müssen es erst Augenblicksbilder vermögen, die den vorüberrauschenden Moment in seiner ganzen Lebendigkeit festgehalten haben. Es war darum wohl eine Aufgabe der Momentphotographie, die ja in vielem Sinne als eine Schwester der Stenographie gelten kann, die hervorragenden Momente der schönen Feier zu fixieren, welche am Fuße des dem Schöpfer der deutschen Redezeichenkunst errichteten Denkmals abgehalten wurde. Wurde doch damit zugleich denen ein wohl unbestrittener Dienst erwiesen, welche verhindert waren, dieser Feier ihre persönliche Gegenwart zu leihen, welche es sich schweren Herzens versagen mußten, die Verwirklichung eines alten Lieblingstraumes mit eignen Augen zu schauen und Zeuge der glücklichen, künstlerisch- vollendeten Verkörperung eines Gedankens zu sein, der durch alle die Jahre für zahllose, gesellige Vereinigungen von Kunstgenossen den eigentlichen Nerv abgegeben hatte. Sie haben Alle nach bestem Vermögen dazu beigesteuert, die als solche tief empfundene Ehrenschuld der Schule abzutragen; denen, welche für ihre herzliche Antheilnahme auf mehr oder minder trockne Zeitungsberichte angewiesen waren, mögen unsere Bilder dazu dienen, diesen Berichten Körperlichkeit und den Hauch warmen Lebens zu verleihen. So kann unser Album eine werthvolle Stütze der Erinnerung für diejenigen werden, welche mit einstimmen durften in den brausenden Jubelruf, der beim Sinken der Denkmals-Hülle die Lüfte erfüllte und von den umliegenden Gebäuden widerhallte; es kann zugleich ein vollkommener Nothbehelf sein für diejenigen, welchen Berufs-und Familienverhältnisse die Betheiligung an der Feier unmöglich gemacht hatten. Daß wir uns auf die Feier der Denkmalsenthüllung beschränkten, wird keiner besonderen Rechtfertigung bedürfen, so verführerisch auch der Gedanke war,