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„Euer Königliche Majestät! Unser lieber Herrgott hat mir Talent für die Musik gegeben, und mein lieber Lehrer, bei dem ich seit zwei Jahren Unterricht im Violinspielen habe, sagt auch, ich könne schon recht ordentlich geigen. Allein ich möchte halt gar zu gerne nach Stuttgart, um mein Instrument noch besser und recht lernen zu können. Meine lieben Eltern können mir aber diesen Wunsch nicht gewähren, weil selbe hierzu kein Vermögen haben. Ich weiß mir daher keinen anderen Rath, als E. K. M. allerunterthänigst zu bitten, mich allergnädigst nach Stuttgart thun lassen zu wollen! Ich werde gewiß recht fleißig sein und mich der allerhöchsten Huld und Gnade würdig zu machen suchen. Von meinen bisherigen Fortschritten im Violinspielen will ich sogleich eine Probe ablegen, wenn es Allerhöchstdieselben allergnädigst befehlen wollten.

In der süßen Hoffnung, daß diese meine allerunterthänigste Bitte erhöret werden möchte, nenne ich mich in tiefster Ehrfurcht E. K. M. allerunterthänigster Eduard Keller, 6 Jahre und 2 Monate alt.“

Nun wurde mir die Nachricht zu theil, Se. Majestät werden zu allererst die Taubstummen- und Blindenanstalt in Gmünd besuchen. Sowohl die Eltern des Kleinen als auch ich, ersuchten den Vorsteher und Lehrer dieser Anstalt, Herrn Professor Ritter, daß

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Joseph Epple: Eduard Keller, Erinnerungen aus seiner Kindheit. Stuttgart: Kohlhammer 1904, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Epple_keller_17.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)