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aus der Nachbarschaft, die Zeugen dieser kleinen Szene waren, können dieses heute noch beglaubigen, ebenso obigen Vorgang mit den Enten. Überhaupt hatte er drollige Einfälle. Er las gern heitere Gedichte und witzige prosaische Aufsätze.

Sein Vater, ein Goldarbeiter, hatte kein musikalisches Gehör und wollte ihm öfters dreinreden, wenn er sich übte. Einmal sagte er zu ihm: „Warum geigst du bald hoch, bald nieder?“ Da trat der Knirps vor seinen Vater hin, der eben an seinem Werktisch arbeitete und fragte: „Was bist du?“ „Ein Goldarbeiter,“ war die Antwort. „Nun, so bleib du bei deinem Geschäft und rede mir nicht in das meinige.“ Darauf ging er wieder zu seinem Notenpult und übte sich weiter in der Aplikatur. Kaum hatte er dies eine Zeitlang getan, so rief ihm sein Vater barsch und drohend zu: „Wenn du nicht anders und schöner geigst, so stehe ich auf und verklopfe dich tüchtig.“ Da wurde das kleine Männchen zornig, hielt inne zu geigen und sagte vor sich hin: „Wart, wenn ich einmal groß bin, dann will ich dich ‚wichsen’“. Auf diese Rede fuhr der Vater von seinem Stuhl auf und wollte wirklich seine vorherige Drohung in Ausführung bringen. Der Kleine jedoch, dieses ahnend, sagte schnell: „Vater bleib nur sitzen. Du hast mich nicht recht verstanden, ich meinte mit dem ,wichsen’

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Joseph Epple: Eduard Keller, Erinnerungen aus seiner Kindheit. Stuttgart: Kohlhammer 1904, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Epple_keller_10.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)