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und dieß wieder ohne besondere Rücksicht auf Religionsgenossenschaft. Von benachbarten katholischen Orten fanden sich allezeit viele Kinder ein; manche versäumten dabey an ihrem Orte Predigt oder Christenlehre, um sich nur die Mildthätigkeit des Herrn Barons zu Nutze zu machen. Ein gewisser katholischer Pfarrer der Gegend moralisirte einsmahl ganz besonders darüber. Die Liebe und Achtung seiner Dorfsunterthanen hatte er ganz. Noch nicht lange redete ich mit einem lieben Nachbar des Orts, und machte gelegenheitlich das Andenken seines seligen Gutsherrn in ihm rege, und sieh! ich merkte bald, daß der Mann etwas tiefer athmete, und daß ihm eine Zähre ins Aug trat. Es waren dieß auffallende Symptome einer noch ziemlich lebhaften Sehnsucht nach dem Verstorbenen. Als er einige Jahre vor seinem Tode auf die Cur nach Kissingen abging, war es ihm eine besondere Herzensangelegenheit, wie er sich unter Katholiken einen gemeinschaftlichen und lauten Gottesdienst mit seinem Gefolge und seiner Dienerschaft verschaffen möchte. Er rechnete auf die Erlaubniß der Wirzb. geistl. Regierung und hatte sich schon eine Orgel angeschafft. Allein jene blieb aus, und er mußte in einem stillen Bethause