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Union erwehren. Wir bleiben somit auf dem Standpunkt, daß wir Abendmahlsgemeinschaft nur mit denen üben und nur die bei uns zum Altar lassen können, die der lutherischen Kirche angehören. Es handelt sich dabei um das Zeugnis für die Wahrheit, um das Festhalten des Bekenntnisses. Das erfordert aber auch die Liebe. Hinsichtlich derer, die irren, nötigt uns die Liebe, ihnen zu zeigen, daß sie den richtigen Standpunkt noch nicht erfaßt haben. Und die Liebe zu unsern Brüdern in den Freikirchen erfordert es, uns zu ihnen zu bekennen und nichts ihre Stellung zu erschweren dadurch, daß wir Union am Altar üben, während sie um der Frage willen den ernsten, schweren kirchlichen Kampf auf sich genommen haben.

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Nun kommt ein weiterer Punkt, der, für die Gegenwart sehr wichtig ist. Das ist die Arbeitsgemeinschaft mit Andersgläubigen. Geschichtlich knüpft dieser Punkt an den Gustav-Adolf-Verein an, der im Jahre 1832 vorgeschlagen und 1841 begründet wurde, ein Verein zur Unterstützung der Evangelischen, die in katholischer Umgebung wohnen, der aber nicht auf das Bekenntnis der lutherischen Kirche allein sich gründet, sondern Lutherische, Reformierte und Unierte gleichmäßig umfaßt, der anfangs nicht einmal fest auf den Grundlagen des Evangeliums stand. Löhe hat auch gegenüber diesem Verein den Grundsatz festgehalten: kirchliche Arbeit nur auf Grund des Bekenntnisses der Kirche. Durch seine und anderer Opposition ist der Gustav-Adolf-Verein vorsichtiger geworden; er liegt jetzt in positiven Händen. Später bildete sich ihm gegenüber der „lutherische Gotteskasten.“ Löhe hatte früher schon die Obsorge für die lutherischen Glaubensgenossen begonnen. Jetzt können wir sagen, daß in Bayern die beiden Vereine ziemlich friedlich nebeneinander ihr Werk tun. Wichtiger ist die Frage wieder geworden, als die moderne Richtung auch in Bayern sich geltend machte, was zusammenfällt mit dem Erscheinen des Predigtbuchs der beiden Nürnberger Geistlichen Dr. Geyer und Dr. Rittelmeyer „Gott und die Seele.“ Da wurde alsbald die Frage brennend, wie man sich den Modernen gegenüber zu stellen habe. Eine Richtung, die man die Mittelpartei nennen möchte, erklärte, daß man gemeinsam weiterarbeiten wolle auf dem kirchlichen Gebiet, trotz der vorhandenen tiefgehenden Differenzen. Die entschieden Stehenden aus den kirchlicher gerichteten Gemeinschaften, andere Treugläubige aus landeskirchlichen Kreisen und die entschiedenen Lutheraner schlossen sich zu der sogen. „Nürnberger Erklärung“ zusammen, daß man ein Zusammenarbeiten auf die Dauer nicht für möglich halte bei solcher Verschiedenheit des Glaubensstandes. Das ist keine Frage, daß wir nicht am fremden Joch ziehen können mit den Ungläubigen. Wie richtig hat Löhe auch über diesen Punkt geurteilt, schon vor so langer Zeit. Er leugnete nicht, daß es ein Zusammenarbeiten gibt mit Andersgläubigen, z. B. auf humanem Gebiet, wenn es sich um reine