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geregelt, bis auf die Einheit der Sprache, da die Messe überall lateinisch abgehalten wird und bis auf die einzelnen Bewegungen der Hand, die der Priester zu vollbringen hat und die genau bestimmt sind. Die Reformation schaffte das Meßopfer ab und die Abschaffung des Meßopfers bezeichnete in vielen Städten die Einführung der Reformation. Oefters unterbrach die Gemeinde durch den Gesang evangelischer Lieder, besonders des Liedes: „Es ist das Heil uns kommen her“, die päpstliche Messe. Aber Aufgabe der Reformation war es nun dafür Besseres, Richtigeres der Gemeinde zu bieten. Von des Gesetzes Joch hat die Reformation die Kirche befreit und sie hat nicht ein neues gesetzliches Joch auflegen wollen. So haben wir auch von der Reformation zu sagen, daß sie der Gemeinde des Herrn neue Gaben dargebracht hat, die Wesensbestandteile des Gottesdienstes sein konnten.

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Die meisten und wichtigsten Gaben sind in den Jahren 1521/22 – das ist bekanntlich Luthers Aufenthalt auf der Wartburg – bis 1530 hin dargeboten worden. Wir nennen als erste die deutsche Bibel, von der bekannt ist, daß Luther dieses Werk auf der Wartburg begann und wenigstens die Uebersetzung des Neuen Testaments, was die leichtere Aufgabe war, während dieses Aufenthaltes beendigte. Die Bibel war, das wissen alle, hebräisch und griechisch geschrieben. Eine Uebersetzung des Alten Testaments ins Griechische war schon nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft für die Juden gefertigt worden, die das Hebräische nicht mehr als Muttersprache redeten und nicht vollständig beherrschten. Damit hat das Alte Testament dem Neuen auch etwas dargeboten – die Sprache, deren sich die Apostel und ihre Gehilfen bedienten. Solange sich die Christenheit auf das griechisch-römische Gebiet beschränkte, waren Uebersetzungen nicht notwendig. Doch glaubwürdig wird berichtet, daß Matthäus das 1. Evangelium ursprünglich in aramäischer Sprache, der damaligen Volkssprache Israels, verfaßt habe und daß es später von anderer Seite ins Griechische übersetzt worden sei. Aber sehr bald wurden Uebersetzungen der Bibel notwendig, so ins Syrische, ins Aethiopische – die Sprache des Landes, aus dem einst der Kämmerer nach Jerusalem gereist ist – dann auch ins Gotische, eine Mundart deutscher Völker, durch Ulfilas, Bischof unter den Westgoten, der auf dem Nizänischen Konzil anwesend gewesen ist, aber allerdings für Arius und seine Lehre gestimmt hat. Später folgte eine Uebersetzung in die slavische Sprache durch Cyrillus und Methodius. Daneben finden wir dichterische Uebertragungen in die deutsche Sprache, eine von Otfried, „Krist“ überschrieben und das noch trefflichere Werk „Heliand“ in sächsischer Sprache, das in dichterischer Uebertragung Wort, Leben und Taten unseres Herrn dem deutschen Herz und Gemüt nahe bringen wollte. Besonders wichtig wurde die Uebersetzung der Bibel