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diese Lehre zu entfalten in den Briefen an die Römer, an die Galater, auch im Epheserbrief und so ist auch die Reformation der Kirche zurückgegangen auf die ursprüngliche Quelle der Lehre. Es ist auch keine Frage, daß in der Zeit nach den Aposteln in der Kirche noch gelehrt wurde, daß man durch den Glauben allein selig werde und daß alle wahrhaft Gläubigen doch schließlich nur auf Christum und sein Verdienst sich je und je gestellt haben. Sehr bald aber wurde in der Kirche schon die lautere Quelle getrübt. Die Sinnesweise, die sich bald in der Kirche geltend machte, führte wieder auf des Gesetzes Werke zurück und wir dürfen sagen, so klar, so überwältigend wie Luther uns die Rechtfertigung aus Gnaden durch den Glauben dargestellt hat, ist sie vordem nicht erkannt worden, auch nicht von Augustin, der wohl evangelische Elemente hat, aber vom römischen Gedanken auch nicht frei ist. Es ist ja klar für uns alle, was unter Rechtfertigung gemeint ist. Gott rechtfertigt uns, d. h. er erklärt uns für gerecht. Er erklärt uns Menschen für gerecht, die wir nicht gerecht, sondern Sünder sind, weil er die Sünde nicht ansieht. Er sieht sie nicht an oder rechnet sie nicht zu, weil er uns Christi Gerechtigkeit und Verdienst anrechnet, das an sich nicht unser Verdienst ist. Aber Gott kann es uns wohl zurechnen von Christus aus, weil Christus alles für uns erworben hat und von uns aus, weil wir die Gerechtigkeit Christi im Glauben erfassen und vor Gott bringen. „Aus Gnaden um Christi willen durch den Glauben, nicht aus eigenem Verdienst, Werk und Genugtuung“, sagt die Augsburgische Konfession, geschieht die Rechtfertigung des Sünders vor Gott.


IV.

Und was haben nun an der Lehre der Kirche der Reformation ihre Glieder?

Von diesem Mittelpunkt des Christenstandes aus werden wir alle andern Lehren in ihrer Weise klar erkennen. Wir sehen daraus die Wichtigkeit der Versöhnungslehre, nämlich, daß die Versöhnung der Welt mit Gott dadurch bewirkt ist, daß Gott unsere Sünde Christo zurechnet, der sie freiwillig auf sich nahm mit allen ihren Folgen, wie 2. Kor. 5, 18ff. gesagt ist. Die Lehre von der Person Christi wird klar, denn wir wissen, Gott und Mensch mußte der Erlöser sein, damit er der Mittler werden konnte zwischen Gott und Menschen. Auch die Grundlehre der Christenheit von der göttlichen Dreieinigkeit wird uns von der Rechtfertigungslehre aus erst recht praktisch und tritt gleichsam in unser eigenes, inneres Leben herein. Der Vater ist es, der auch uns zu Seinen Kindern annimmt. Jesus, der Mittler des Menschengeschlechtes tritt für uns beim Vater ein. Und der Geist wirkt in uns den Glauben und gibt uns auch die Gewißheit des Heils. Ferner ergibt sich aus der