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zum segensreichen Abschluß des Bekenntnisses unserer Kirche gekommen.

Wir können, wenn wir diesen Gang der Ausgestaltung der Reformation der Kirche überblicken nur dankend sagen: Vom Herrn ist es geschehen und ist ein Wunder vor unseren Augen.

Ps. 48. Lied 317.


6. Stunde
am Dienstag, den 9. Oktober, vormittags 9 Uhr.
Lied 267, 1. 2. 5. 8. 10. Psalm 119, 121-135. Kollekte 218, 37.
Die Kirche der Reformation nach Bekenntnis und Lehre.

Von der Reformation der Kirche haben wir in der jetzt abgeschlossenen ersten Hälfte der Vorträge geredet und sprechen nun von der Kirche der Reformation und diese ist das Ergebnis von jener. Bei dem Werk der Reformation, das durch Gottes Gnade vor 400 Jahren seinen Anfang genommen hat, handelte es sich nicht etwa nur um Kritik des Bestehenden. Es gibt eine berechtigte Kritik und ich verstehe unter derselben jede ernste, wohl überlegte Beurteilung der Vorgänge und Verhältnisse nach dem höchsten von der Sache selbst dargebotenen Maßstab. Auf die Kirche angewendet ist Kritik die ernste und überlegte Beurteilung der kirchlichen Vergangenheit und Gegenwart nach dem Maßstab des göttlichen Wortes. Wie sollte solche Kritik am Gewordenen und Bestehenden nicht ganz und gar geboten und berechtigt sein? Hat doch der Herr Christus selber gesagt: „Sehet euch vor vor den falschen Propheten“ (Matth. 7, 15) und der Apostel Paulus: „Prüfet alles, das Gute behaltet“ (1. Thess. 5, 21), desgleichen der Apostel Johannes: „Prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind oder ob sie von sich selber reden“ (1. Joh. 4, 1). So ist es die heilige Pflicht, besonders der Wächter und Hirten der Kirche, auch aller gläubigen Glieder der Gemeinde zu prüfen, ob alles, was geschieht und nicht geschieht, dem Herrn gefallen kann. Da darf man nicht schweigen, wenn Schriftwidriges geschieht oder vom Herrn Gebotenes unterlassen wird, damit man nicht den stummen Hunden gleicht, von denen Jesaja sagt, daß sie nicht zu bellen vermögen.