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Osten bei Mohacs die Türken unter Suleiman siegreich kämpften und daß, während sie den Sieg über die Deutschen und Ungarn davongetragen hatten, im Westen ein neuer Zusammenschluß gegen den Kaiser gebildet werde. Das vernahmen auch die evangelischen Fürsten. Nun konnten sie entschieden gegen den römischen König Ferdinand, Kaiser Karls Bruder und Stellvertreter in Deutschland, auftreten. So kam es zu dem günstigen Reichstagsabschied von 1526, der dahin ging, daß man in Sachen des Glaubens es halten möge, wie jeder Reichsstand es vor Gott und dem Kaiser verantworten könne; also tatsächlich Religionsfreiheit für die Reichsstände. Wieder ungünstiger wurde es 1529. Als der Krieg mit Frankreich beendet wurde, durch den sogen. Damenfrieden von Cambrai – wieder zu Gunsten Karls, wenn auch nicht so günstig, wie in Madrid –, sofort wurde es wieder ungünstig für die Evangelischen. In Speyer war wieder der Reichstag versammelt 1529. Weil nun der Kaiser die Macht zu haben glaubte, wurde bestimmt, das Wormser Edikt müsse in katholischen Ländern unbedingt durchgeführt werden und in den andern müsse zunächst jede Neuerung unterbleiben. Dagegen haben die evangelischen Reichsstände protestiert – daher der Name Protestanten, mit dem die Katholiken uns zu nennen pflegen. Im folgenden Jahr 1530 kam der Kaiser wieder nach Deutschland, das er in den letzten 9  Jahren überhaupt nicht betreten hatte, zum Reichstag in Augsburg. Der Abschied war wieder ungünstig, doch nicht so ganz und völlig, weil der Kaiser die Hilfe der Evangelischen brauchte gegen die Türken. Er gab ihnen Frist bis zum nächsten Jahr. Da aber wurde die Türkengefahr so brennend, denn sie näherten sich Wien, daß der Kaiser 1532 zu einem den Evangelischen sehr günstigen Reichstagsabschied im Sinn von 1526 sich entschließen mußte. Man nennt ihn gewöhnlich den Religionsfrieden von Nürnberg. Erst 1544 schloß der Kaiser den letzten Frieden mit dem französischen König. Nun wandte er sich aber auch mit aller Macht der Unterdrückung der evangelischen Lehre zu, wie er dem Papst gelobt hatte. Und es zeigte sich bald, daß er jetzt die Uebermacht hatte. Luther brauchte den Ausbruch des Krieges in Glaubenssachen nicht mehr zu erleben; er wurde vorher im Frieden heimgerufen. Im Jahre nach seinem Tod ging der schmalkaldische Krieg sehr ungünstig für die Evangelischen aus, nachdem in der Schlacht bei Mühlberg der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen vom Kaiser besiegt, ja gefangen genommen wurde. Im nächsten Jahr erließ der Kaiser das sogenannte Augsburger Interim (Interim = dazwischen, einstweilige Ordnung der Dinge bis zu einer endgültigen Einigung). Es blieb den Evangelischen von ihrem gesamten Bekenntnisstande nur der Laienkelch und die Priesterehe. Doch kam es nicht zur Durchführung. Magdeburg hat den stärksten Widerstand geleistet. 1551 wandte sich Moritz von Sachsen, früher auf Seiten des Kaisers wegen Ländergewinns