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Er schrieb eine Schrift gegen den Papst. Dieser verdammte daraus 19 Sätze, aber der Hof und das Parlament schützten ihn. Nun ging Wiclif kühner vor. Er übersetzte die Bibel ins Englische und begann sie zu verbreiten. Nun erklärte sich freilich eine Synode gegen ihn und die Universität schloß ihn aus ihrer Mitte aus; doch sein Leben schützte der König; er mußte sich zurückziehen auf seine Pfarrei Lutherworth, wo er gestorben ist. Das Konzil in Konstanz beschloß später, seine Gebeine ausgraben und nachträglich verbrennen zu lassen als die eines Ketzers.

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Auf seinen Schultern steht Johann Hus, der der bekannteste der Vorreformatoren ist. Das Gedächtnisfest seines Märtyrertodes ist leider so sehr in die Kriegszeit gefallen, daß es etwas unbeachtet vorüberging, 1415 †. Er stammte aus Böhmen. Böhmen hatte immer eine unabhängigere Stellung dem Papsttum gegenüber eingenommen, da es von der morgenländischen Kirche her das Christentum erhalten hatte und als es sich dem Papsttum unterwarf, sich eine gewisse Selbständigkeit vorbehielt. Der Sage nach soll Waldez selbst nach Böhmen gekommen und dort gestorben sein; doch lassen sich die Beziehungen der Waldenser zu Böhmen geschichtlich nicht genauer feststellen; daß Anhänger des Waldez in Böhmen Schutz gefunden haben, scheint gewiß und durch sie kann wohl auch Hus die Bibel kennen gelernt haben. Er wurde am 6. Juli 1389 geboren zu Husinetz und er studierte auf der Universität Prag. In tiefer Sündennot fand er seinen Trost im Glauben an Jesum Christum und seinen Tod. In weiten Kreisen wurde er bekannt als Prediger an der Bethlehemskapelle in Prag; er predigte in evangelischem Sinn Buße und Glauben. Mit Wiclif war er bis dahin nicht weiter bekannt gewesen, sondern sogar gegen ihn eingenommen. Als aber Hieronymus von Prag aus Oxford und London zurückkehrte, Wiclif’s Schriften mitbrachte und Hus damit bekannt machte, so sah Hus, daß dieser Mann die evangelische Wahrheit, wenn auch nicht völlig frei von manchem Irrtum gelehrt hatte. Nun trat er im Sinne Wiclif’s weiter auf. Es gab ein öffentliches Aufsehen, als jene Engländer die Spottbilder über den Papst öffentlich ausstellten. Der Erzbischof trat gegen Hus auf, das Volk verhöhnte den Kirchenfürsten und stand zu Hus. Bald griff auch der Papst in die Sache ein, tat Hus 1413 in den Bann auf Veranlassung des vorher erwähnten Erzbischofs und lud dann Hus auf das Konzil nach Konstanz vor. Kaiser Sigismund gewährte ihm freies Geleite. Aber als er in Konstanz ankam, wurde er gleichwohl gefangen gesetzt und 7 Monate hindurch mit fortgehenden Privatverhören gequält, bis er vor dem Konzil erscheinen durfte und dort ein lautes Zeugnis der Wahrheit ablegte, aber kein Gehör fand. Er konnte noch darauf hinweisen, daß ihm freies Geleite zugesichert worden sei und hat dabei fest den Kaiser angeblickt, der errötete. Mit Rücksicht darauf