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denen sind sie behalten,“ durch Recht und Pflicht des Ausschlusses aus der Gemeinde „Hört er die Gemeinde nicht, so halte ihn als einen Heiden und Zöllner,“ geübt werden solle. Freilich sehen wir auch bald, je größer die Gemeinden wurden, desto lässiger hat man es mit dieser Kirchenzucht genommen; das beweist der erste Korintherbrief. Der Herr hat auch vorausgesagt, daß auf dem Acker seines Reiches neben dem Weizen stets Unkraut sein wird und er hat deutlich ausgesprochen, daß es nicht möglich ist in der Werdezeit der Kirche das Unkraut völlig hinauszutun; da Menschenaugen es nicht vom guten Samen zu unterscheiden vermögen. Wenn nun sehr bald schon in der Kirche das Bestreben hervortrat Gemeinden wo möglich von lauter Heiligen und Gläubigen zusammenzubringen, so ist das gewiß eine Irrung nach diesem Gleichnis, aber zugleich doch auch eine Warnung für die Kirche und ein Beweis noch vorhandenen Lebens, das sich geltend macht gegenüber dem vorhandenen Verderben. So wollen die Sekten zu allen Zeiten angesehen sein. So ist auch in unserer Zeit etwa das Auftreten methodistischer Richtungen ein ernstes Zeugnis an die Kirche den Ernst des Christentums und auch die Notwendigkeit der Zucht nicht zu übersehen.

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Der erste Versuch entgegen der weltlich werdenden Kirche eine Gemeinde von lauter Gläubigen zusammenzubringen ist der Montanismus gewesen, der sich zurückführt auf einen gewissen Montanus aus Phrygien in Kleinasien, der um das Jahr 150 als Reformator des Christentums auftrat, nachdem er erst unmittelbar zuvor Christ geworden war. Anfangs war sein Auftreten und das Auftreten seiner Anhänger sehr schwärmerisch, insofern besonders auch die Frauen sich mit Weissagungen und Predigten hervordrängten, eine Erscheinung, die merkwürdiger Weise von da an den mehr nach der sektiererischen Seite hingehenden Bestrebungen eigen geblieben ist. Als der Montanismus vom Morgenlande in die abendländische Kirche herübergriff, gewann er eine etwas nüchternere Form. Ein besonderer Gewinn für diese Richtung war es, daß Tertullian, Presbyter in Karthago, ein hervorragender Kirchenlehrer, 202 gestorben, für die Sache gewonnen wurde, der fortan durch Wort und Schrift eifrig für den Montanismus warb. Was er hauptsächlich vortrug, ist der Gedanke einer neuen Geistesausgießung; das Zeitalter des Parakleten, des Trösters, soll kommen und ein baldiges Hereinbrechen des Weltendes wurde angekündigt unter starker Betonung des 1000jährigen Reichs. Sodann verlangte er mehrfach Enthaltung auch von erlaubten Genüssen und hielt auf strenge Kirchenzucht. Sehen wir von dem letzten Punkte ab, so finden wir, daß diese Bestrebungen bei ähnlichen Erscheinungen immer wiedergekehrt sind und heute noch in der Gemeinschaft mehrfach hervortreten; denken wir nur etwa an die sogenannte Pfingstbewegung. Die Kirche trat gegen den Montanismus auf und sie hatte immer noch so viel Kraft