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und wir haben die Verheißung: „Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.“

Amen
Ps. 28. Lied: 314, 2. 8. 9.


2. Stunde
am Freitag, den 5. Oktober nachmittag.
Lied 320, 1-6, Psalm 80. Kollekte 225, 54.
Von der Notwendigkeit einer Reformation der Kirche.

Was wir heute Vormittag von der Kirche des Herrn gesagt haben, findet im Bekenntnis unserer Kirche schönsten Widerhall. Denken wir nur an den Kleinen Katechismus. Da wird so einfach und schön die Kirche erklärt als „die ganze Christenheit auf Erden“ und wir werden darauf hingewiesen, daß der heilige Geist nicht nur uns, die Einzelnen beruft, erleuchtet, heiliget, erhält, sondern daß er eine Christenheit auf Erden zusammenbringen will, die eins ist, zusammengeschlossen im rechten einigen Glauben. In den Schmalkaldischen Artikeln sagt Luther so schön, daß heutzutage – wie er sich ausdrückt – auch die Kindlein schon wissen, was die Kirche sei; es sind die Schafe, die auf die Stimme des guten Hirten hören. Im großen Katechismus nennt er die Kirche „die Mutter, welche die Gläubigen gebiert.“ Besonders schön ist die Lehre von der Kirche in der Augsburgischen Konfession und in ihrer Apologie behandelt. Da wird im 7. Artikel die Kirche definiert als „die Versammlung, d. i. die Gesamtheit der Gläubigen, bei welchen das Wort Gottes lauter und rein gelehret wird und die Sakramente recht verwaltet werden.“ Da wird so schön beides zusammengefaßt, die sichtbare und unsichtbare Seite der Kirche, die ihr beide wesentlich sind. Wichtig ist aber auch, daß dem 7. Artikel der Augsburger Konfession noch ein weiterer, der 8. Artikel, beigefügt ist, in welchem, wie die Apologie das näher darlegt, der Unterschied gemacht ist zwischen dem, was die Kirche ihrem Wesen nach ist und dem, wie sie nun tatsächlich in die Erscheinung tritt. Dies beides deckt sich nicht immer. Denken wir daran, daß auch das Christenleben der Einzelnen nach dem doppelten Gesichtspunkt sich darstellt, was wir durch Gottes Gnade sind und was wir durch Gottes Gnade noch sein und werden