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antreten, so können sie unmöglich den Nutzen schaffen, den man mit Recht von ihnen fordern kann. Und da der eine aus einem Schwäbischen, der andere aus einem Fränkischen, der dritte aus, was weiß ich, für einem Convente hergenommen wird, so bringen sie verschiedene Grundsätze mit, haben keinen patriotischen Sinn für Mergentheim, und sehen über den Punct der wahren Erziehung fast niemahls zusammen. Bringt man noch die mönchische Habsucht, die kriechende Anhänglichkeit an einzelne Familien in der Stadt, und endlich noch den gänzlichen


    [422] elenden Aristotelischen Philosophie, in einer dummen Mönchsmoral, scandalösen Casuistik, und unnützen speculativen Dogmatik bestehen. Die Studirzeit ist mit dem Chorsingen, Meßdienen, Kirchenzieren und Terminiren genau abgemessen. Sind die Studirjahre vorbey, so wird der junge Mann vierteljahrweise auf den Landtermin verlegt, und so schleichen ganze Jahre dahin, bis ein benachbartes Convent einen Professor nöthig hat, wohin er denn abgesendet wird, weil man ihn sonst nicht brauchen kann und doch gerne einen andern auf seinen Posten stellen möchte. Aber dafür hat er zu seinem Amte auch alle Eigenschaften, nur die des Herzens und Kopfes nicht. – Indessen kenne ich doch manche redliche und gelehrte Mendicanten, die sich durch alle diese Hindernisse rühmlichst durchgearbeitet haben; und selbst die gegenwärtig aufgestellten Professoren zu Mergentheim sind redliche und geschickte Männer.