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Verlangen, den Störer zu kennen, der sie aus ihrer behaglichen Ruhe aufgeschreckt. Möchte die Presse im Bewußtsein der Verantwortung ihrer führenden Rolle sich hüten, diesem Bedürfnis Vorschub zu leisten.

Kein Sterblicher kann jetzt die Schuldfrage im heutigen Kriege unparteiisch entscheiden. Ich bin durch das objektive Studium aller Blau-, Gelb- und Weißbücher nur auf ein Gleichnis gelangt: daß heute die alte Fabel vom Wolf und Lamm sich mit der Variante abspielt, daß überhaupt kein Lamm da ist, sondern nur Wölfe im Schafspelz.

IV.
INTERESSEN

Es ist gewiß unser Recht, in dieser Zeitlage auch unsern Interessenstandpunkt abzuklären und zu betonen. Der Weltkrieg, der ein brutaler Interessenkrieg ist, stürzt uns Schuldlose in eine Staatsschuld von Hunderten von Millionen, er legt momentan unsern weit verzweigten Handel, unser Gewerbe brach und auf Jahre hinaus unsere nationale Haupterwerbsquelle. die Fremdenindustrie.

Die Schweiz hat eine ganz analoge Entwicklung zum alten Griechenland hinter sich. Ein kleines Land von individueller Eigenart, das sich erst seine Selbständigkeit erkämpfen mußte. durch seine Waffenerfolge eine Bedeutung erlangte und an Lebensansprüche gewöhnt wurde, denen der eigene Bodenertrag nicht mehr genügen konnte. Die meerferne, geographische Lage, die demokratische, föderative Verfassung verunmöglichten eine Kolonialpolitik, eine Eroberungspolitik, wie

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Robert Durrer: Kriegsbetrachtungen. Rascher & Cie., Zürich 1915, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DurrerKriegsbetrachtungen.pdf/27&oldid=- (Version vom 31.7.2018)